Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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3. Was wir still gelobt im Wald, 
wollen's draußen ehrlich halten, 
ewig bleiben treu die Alten, 
deutsch Panier, das rauschend wallt, 
lebe wohl, 
schirm' dich Gott, du schöner Wald! Eichendorff, Gedichte. 
138. Abendlied. 
Von Friedrieh Rũckert. 
1. Ich stand auf Berges Halde, 
als heim die Sonne ging, 
und sah, wie überm Walde 
des Abends Goldnetz hing. 
2. Des Himmels WVolken tauten 
der Erde Frieden zu· 
bei Abendglockenlauten 
ging die Natur zur Ruh'. 
3. leh sprach: „O hlerz, empfinde 
der Schöpfung Stille nun 
und schick' mit jedem Kinde 
der Flur dich auch zu ruhn! 
5. Es ward dem gold'nen Käfer 
zur Wieg' ein Rosenblatt, 
die Herde mit dem Schãfer 
sucht ihre Lagerstatt. 
6. Die Lerche sucht aus Lüften 
ihr feuchtes Nest im Klee 
und in des Waldes Schlüften 
ihr Lager Hirsch und Reh. 
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7. WVer sein ein Hüttchen nennet, 
ruht nun darin sich aus, 
und wen die Fremde trennet, 
den trägt ein Traum nach Haus. 
4. Die Blumen alle schlieben 
die Augen allgemach, 
und alle Wellen flieben 
besänftiget im Bach. 
8. Mich fasset ein Verlangen, 
dab ich zu dieser Erist 
hinauf nicht kann gelangen, 
wo meine Heimat ist.“ 
Ruckert, Gedichte. 
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139. Ein geistlich Abendlied. 
1. Es ist so still geworden, 
verrauscht des Abends Wehn, 
nun hört man allerorten 
der Engel Füße gehn. 
Rings in die Tale senket 
sich Finsternis mit Macht — 
wirf ab, Herz, was dich kränket, 
und was dir bange macht! 
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—— 
Von Gottfried Kinlel. 
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3. Und hast du hent gefehlet, 
o, schaue nicht zurück! 
Empfinde dich beseelet 
von freier Gnade Glück! 
Auch des Verirrten denket 
der Hirt auf hoher Wacht — 
wirf ab, Herz, was dich kränket, 
und was dir bange macht! 
4. UNun stehn im Himmelskreise 
die Stern' in Masestät, 
in gleichem, festem Gleise 
der goldne Wagen geht. 
Und gleich den Sternen lenket 
er deinen Weg durch Nacht — 
wirf ab, Herz, was dich kränket, 40 
und was dir bange macht! 
Kinlel, Gedichte. 
* 
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2. Es ruht die Welt im Schweigen, 
ihr Tosen ist vorbei, 
stumm ihrer Freude Reigen 
und stumm ihr Schmerzensschrei. 
Hat Rosen sie geschenket, 
hat Dornen sie gebracht — 
wirf ab, Herz, was dich krünket, 
und was dir bange macht!
	        
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