Full text: Der Jugendfreund für Schule und Haus

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Achter den armen Dieb auf's unbarmherzigste strafen. Be¬ 
sonders hatte er seine boshafte Freude daran, sie in das 
sogenannte Narrenhäuschen stecken zu lassen: ein runder 
Käfig, der aus Latten zusammengenagelt war, und der sich 
^ie eine Drehschaukel herumdrehen ließ. Da kamen denn 
Buben, die in dem Hause ihrer bemittelten Eltern noch uie 
gesuhlt hatten, wie der Hunger so wehe thut, und drehten 
das Häuschen herum, bis die armen, ohnehin sehr entkräf¬ 
teten Menschen in Ohnmacht fielen; und was boshaftere 
oder muthwilligere Kinder waren, stachen wohl die Leiden¬ 
den zwischen den Latten hinein mit Nadeln. — Aber siehe, 
der reiche Mann, der schon vor der theuern Zeit reich war. 
Und während derselben (hätte man meinen sollen) noch rei¬ 
cher geworden war, kam nach der theuern Zeit, man wußte 
8ar nicht wie, so herunter, daß er ganz verarmte. Sein 
großes, schönes Haus (damals fast das schönste im Orte) 
blieb unausgebaut und verödete; von den Söhnen starb der 
Eine in dem Armenhause des Orts; der andere, nachdem er 
lange in den Häusern um Tagelohn gearbeitet hatte, welche 
seine Familie (ach sie wußte nicht, was sie that!) tief ver¬ 
achtet hatte, starb an einem entfernten Orte, auch im Spi¬ 
ral; die Töchter, die sich einst vor Stolz kaum kannten, ge¬ 
biethen an sehr arme Männer; nur eine, gut und still, lebt 
m Segen und äußerlich wohlhabend. — 
Und jener wirklich dem Anscheine nach oft über seine 
Kräfte austheilende Kaufmann Zill in Hohenstein, von dem 
damals wohl mancher zur Unzeit sparsame und kluge Haus- 
Uiirth kopfschüttelnd sagte: Gebt nur Acht, wie sich dieser 
gute, unvorsichtige Mann durch seine unbedachtsame Ver¬ 
schwendung zu Grunde richten wird! ist er denn etwa durch 
seine Freigebigkeit ärmer geworden? — Nein, Lieber! das 
er nicht. Er wurde nach der theuern Zeit auffallend 
sicher und bemittelter; wo ehedem der alte Zill ein klei¬ 
nes Haus hatte, da haben jetzt seine Nachkommen große, 
schöne, prächtige Häuser, und so oft ich besonders an einem 
derselben, das an Größe und Schönheit einem Grafen- 
Alosse gleicht, vorbeigehe, muß ich denken: „Der frommen 
Bäter Segen bauet den Kindern Häuser!" — und erhält 
!« ihnen auch, wenn sie selber wandeln in den Fußtapfen 
chker frommen Väter. 
Schubcrtt
	        
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