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angerannt. Und weil er trotzdem nichts bekennen wollte noch konnte, 
verwundete er ihn an der rechten Hand mit dem Degen. Jakob Weber, 
einen Schmiedjungen, hieben sie aus dem nämlichen Grunde eine lange 
Wunde in den Kopf bis auf den Knochen, so daß er in Ohnmacht 
niederfiel. 
Inzwischen lag der alte Pfarrer in dem anfangs genannten Hütt- 
lein auf seinem Bett und die Pfarrerin in Bettlerskleidern saß neben 
ihm. Ein Reiter und ein Junge kamen herein und durchsuchten das 
Stüblein und ihre Kleider; weil sie aber nichts als Armut ohne das 
Bett sahen und fanden, liefen sie geschwind wieder hinaus. Dieses 
Hüttleiu blieb von jetzt unbesucht, auch blieben unter dessen Dach 
die beiden Kelche, Patenen und Zubehör nebst anderm erhalten. Die 
jungen Mägde und Töchter saßen größtenteils drei Tage und drei 
Nächte im Holz in großer Kälte und in großem Hunger; auch erfroren 
ihrer etliche die Füße. Ebenso saßen unter den Knechten und Jung¬ 
gesellen etliche vierzehn Tage und Nächte bei den übrig gebliebenen 
Rossen im Holz, wobei die Rosse etliche Tage lang nichts zu trinken 
bekamen und die Leute dabei so durch Frost litten, daß die einen in¬ 
folge der Erkältung seither starben, andere noch krank und bettlägerig 
sind. Der Pfarrer hatte seine Rosse, außer dem Blinden, eine geraume 
Zeit zu Wemdiug stehen, nicht ohne große Unkosten. 
Als die lothringische Reiterei vorüber war, ritten fast täglich 
verschiedene Truppen von Weißenburg nach Nördlingen und zurück 
hier durch. Sie bezahlten im Wirtshaus nicht allein nichts, sondern 
fielen auch manchmal in die Häuser und nahmen Brot, Säcke, Lein¬ 
wand und anderes mit sich; sie schlugen die Leute und nötigten sie, 
mit ihnen zu laufen, zogen ihnen auch zuweilen ihre Kleider und 
Schuhe aus. Wenn dann etliche befragt wurden, warum sie doch 
mit den armen Leuten so unbarmherzig verführen, dann bezüchtigten 
sie unsere gnädige Herrschast, den Fürsten in Ansbach, der Rebellion 
und hießen die Bauern rebellische Diebe. Und das geschah so lange 
und oft, bis wir endlich mit Hilfe des Herrn Amtmanns in Hohen- 
trüdingen einen Musketier als Schutzwache hieher bekamen. Dem 
mußte von der Gemeinde täglich l 1/2 Kopfstück neben seinem Unterhalt 
gereicht werden. Dieser hielt nachher auf dem Kirchturm Wache und 
ließ auf geschehenen Glockenstreich die Bauern mit ihren Gewehren 
auf dem Platz zusammenlaufen. So wurden die geringeren Truppen 
abgewiesen oder doch wenigstens von der Plünderung und anderen 
Roheiten abgehalten.
	        
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