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3. Die Religion der Römer. Wie die Latiner und Sabiner
erwiesen die Römer in einfacher Weise den Kräften der Natur göttliche
Ehre. Sie .verehrten anch viele Götter, die sie von den unterworfenen
italienischen Völkern oder den Griechen übernommen hatten. Zu den
einheimischen Göttern, die später fast nur von der Landbevölkerung ver-
ehrt wurden, gehörten Janus, Satnruus und Fannns. Jauus
war der Gott der auf- und untergehenden Sonne, des Ein- und Aus-
ganges, des Anfanges und des Endes, des alten und neuen Jahres.
Er wurde mit einem älteren und jüngeren Antlitze dargestellt und sein
Bild an Türen und Toren angebracht. Ihm war der erste Monat des
Jahres geheiligt und nach ihm benannt. Von Nnma Pompilins wurde
ihm eine Tempelhalle erbaut. — Satnrnus war der Gott des Acker-
baues, Fauuus der Beschützer der Hirten uud Herden.
v Nebelt den älteren einheimischen Göttern wurden in späterer Zeit
'die griechischen Götter unter andern Namen verehrt, doch fehlt der
Mötterwelt des einfachen und nüchternen Römers die reiche Sage, womit
per phantasiereiche Grieche seine Götter nmwob, aber auch die Ähnlichkeit
mit dem menschlichen Leben; dem Römer waren die Götter mehr als
i höhere, menschenähnliche Wesen)
Eine Anzahl niederer Gottheiten behütete Feld, Wald uud Garten.
Die Penaten waren die Beschützer von Haus und Familie, die
Genien die Schutzgeister der Lebenden, die Manen die Geister der
Verstorbenen^ (Einige Gottheiten waren nichts weiter als abstrakte Be¬
griffe, die als Götter gedacht wurden; es gab eine Göttin der Treue
(fides), der Dankbarkeit (pietas), des Glückes (fortuna), des Sieges
(victoria), der Eintracht (concordia) zc.A
Die Gottheiten standen in innigster Beziehung zu Staat uud
Familie, zu der Tätigkeit des Landmannes uud der Hirten. Mit heiliger
Scheu blickte der Römer zu seinen Göttern und unternahm nichts Wichtiges,
ohne zu ihnen gebetet, ihnen geopfert oder sie um ihren Willen befragt
zu haben. Weit mehr als der Grieche hatte er den Götterkultus ausge¬
bildet, und ängstlich genau hielt er die Zeremonien intte, deren Nicht¬
beachtung Opfer und Gebet ungiltig machte und den Zorn der Götter
erregte. Die Götterverehrung war eine häusliche und eine öffentliche;
sie bestand in Gebet, Opfer und Opferschmaus, in feierlichen Umzügen
und Spielen. Vor deu Mahlzeiten wurde den Penaten, deren Bilder
am Herd standen, geopfert. Man stellte die Opfergaben auf den Herd
oder schüttete sie in das Herdfeuer. Nach dem Opfer setzte man sich
mit dem Rufe: „Die Götter sind gnädig" zu Tische. Die Götter¬
bilder uud Tempel waren ursprünglich einfach uud knustlos und