fullscreen: Für die unteren Klassen (Bd. 1, [Schülerband])

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3. Moltkcs Siegesyewißheit bei Königyrätz (1806). 
(H. v. Moltke, Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten. Band III.) 
Es war 11 Uhr geworden. Die Schlacht, die schon am 
trüben, regnerischen Morgen des 3. Juli begonnen hatte, war 
zum Stehen gekommen. Im Zentrum kämpfte die I. Armee 
noch um die Dörfer an der Bistritz, die Kavallerie konnte 
nicht vorwärtskommen, und die Artillerie fand keine günstigen 
Stellungen zum Auffahren. Die Truppen standen seit fünf 
Stunden im lebhaften Feuer des Feindes, ohne Verpflegung, da 
zum Kochen keine Zeit war. 
Einiger Zweifel über den Ausfall der Schlacht mochte sich 
bei manchen regen; vielleicht auch bei Graf Bismarck, als er 
mir seine Zigarrentasche anbot. Wie ich später erfahren, hat 
er es für ein gutes Zeichen gehalten, daß ich ihm von zwei 
Zigarren kaltblütig die beste wegnahm. 
Der König fragte mich um diese Zeit, was ich von dem 
Verlauf des Gefechtes halte. Ich erwiderte: „Eure Majestät 
gewinnen heute nicht nur die Schlacht, sondern den Feldzug.“ 
Es konnte nicht anders kommen. Wir hatten die im Kriege 
durchaus nicht zu unterschätzende Überlegenheit der Zahl, und 
endlich mußte unsere II. Armee in Flanke und Rücken der 
Österreicher erscheinen. 
Um 11/2 Uhr erblickte man auf der weithin sichtbaren und 
von einer Baumgruppe gekrönten Höhe, auf die schon lange 
unser Augenmerk gerichtet gewesen, eine weiße Wolke. Es war 
noch nicht die II. Armee, aber das Feuer, das, auf sie gerichtet, 
ihren nahen Anmarsch verkündete. Der freudige Ruf: „Der 
Kronprinz kommt!“ ging durch alle Reihen. Ich schickte die 
erwünschte Nachricht an General von Herwarth, der inzwischen 
Problus den Sachsen trotz heldenmütiger Verteidigung ent¬ 
rissen hatte. 
Die II. Armee war um 71/.i Uhr morgens aufgebrochen, nur 
das I. Korps erst um 91/*- Der Vormarsch auf schlechten 
Wegen, zum Teil querfeldein, hatte viel Zeit gekostet. Die 
Fortschritte des Kronprinzen blieben unserem Blicke entzogen, 
aber um 3* 2 Ehr befahl der König nun auch das Vorgehen 
der I. Armee. 
Als wir aus dem Walde von Sadowa ins Freie hinaustraten, 
fanden wir zwar noch einen Teil der großen Batterie, die so
	        
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