nämliche sein, auf welches der erstere ein Recht hat. Du, ehrlicher Freund,
nimmst also das Geld, welches du gefunden haft, vieder zurück, und behältst
es in guter Verwahrung, bis der kommt, welcher nur 700 Thaler verloren
hat. Und dir da weiß ich keinen Rat, als du geduldest dich, bis derjenige
sich meldet, der deine 800 Thaler findet“ So— sprach der Richter und
dabei blieb es
150. Des Knaben Berglied
Uhland.
1. Ich bin vom Berg der Hirtenknab,, 3. Der Berg, der ist mein Eigentum,
Seh auf die Schlösser all herab. Da ziehn die Stürme rings herum;
Die Sonne strahlt am ersten hier, Und heulen sie von Nord und Sud,
Am längsten weilet sie bei mir. So überschallt sie doch mein Lied 10
Ich bin der Knab' vom Berge! Ich bin der Knab vom Berge!
2 Hier ist des Stromes Mutlerhaus, . Sind Blitz und Donner unter mir,
Ic trink ihn frisch vom Stein heraus So steh' ich hoch im Blauen hier
Er braust vom Fels in wildem Lauf, Ich kenne sie und rufe zu:
Ich fang ihn mit den Armen auf. Laßt meines Vaters Haus in Ruh!
Ich bin der Knab' vom Berge! Ich bin der Knab' vom Berge!
5. Und wenn die Sturmglock einst erschallt,
Manch Feuer auf den Bergen wallt,
Dann steig' ich nieder, tret ins Glied —
Und schwing' mein Schwert und sing' mein Lied
Ich bin der Knab' vom Berge!
151. Das Hirtenbüblein.
Brüder Grimm.
Es war einmal ein Hirtenbüblein, das war wegen seiner weisen Ant⸗
worten, die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. Der König
des Landes hörte auch davon, glaubte es nicht und ließ das Bübchen kommen
Da sprach er zu ihm: „Kaunst du mir auf drei Fragen, die ich dir vor⸗ 25
legen will, Antwort geben, so will ich dich ansehen wie mein eigenes Kind,
und du sollst bei mir in meinem königlichen Schlosse wohnen.“ Sprach
das Büblein: „Wie lauten die drei Fragen?“ Detr König sagte: „Die erste
lautet: Wie viel Tropfen Wasser sind in dem Wellmeern daßs Hirten⸗
büblein antwortete: „Herr König, laßt alle Flüsse auf der Erde verstopfen, 0
damit kein Tröpflein mehr daraus ins Meer läuft, das ich nicht erst ge—
zählt habe, so will ich Euch sagen, wie viel Tropfen in Meere sind.“ Sprach
der König: „Die andere Frage lautet: Wie viel Sterue stehen am Himmel?“
Das Hirtkenbüblein sagte „Gebt mir einen großen Bogen weißes Papier!“
und dann machte es mit der Feder so viele feine Punkte darauf, daß sie
kaum zu sehen und fast gar nicht zu zählen waren und einem die Augen
vergingen, wenn man darauf blickte Daͤrauf sprach es: „So viel Sterne
stehen am Himmel als hier Punkte auf dem Papier; zählt sie nur!“ Aber
niemand war dazu im staͤnde. Sprach der König: „Die dritte Frage lautet:
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