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Heer Wellingtons hatte gegen dreizehntausend Todte und Ver¬ 
wundete, und unter diesen die angesehensten Befehlshaber. Ge¬ 
ringer war an diesem Tage der Verlust der Preußen; obwohl sie 
dem Feinde den größten bewirkt, batten sie selbst, begünstigt durch 
den Stand und die Wendung der Dinge, den kleineren, er betrug 
siebentausend Mann, meistens den Heertheil von Bülvw betreffend. 
Die Franzosen dagegen hatten über dreißigtausend Todte und Ver¬ 
wundete, funfzehntausend Gefangene, dreihundert Kanonen nebst der 
verhältnismäßigen Anzahl Pnlverwagen und zahlloses Fuhrwerk 
mit Gepäck und Kriegsgeräthen aller Art eingebüßt. Was übrig 
war, floh in aufgelösten Haufen, Napoleon mit ihnen; kaum ein 
Bataillon war noch beisammen, nur einige Kanonen wurden über 
die Sambre gerettet. Napoleon dachte anfangs, bei Charleroi die 
Trümmer seines Heeres wieder etwas zu gestalten, erkannte aber 
die Unmöglichkeit unb gab den verwirrten Masten weit rückwärts 
die Stadt Laon zum Sammelorte; er selbst flüchtete zuerst nach 
Philippeville und begab sich von da nach Paris. Auch der Mar¬ 
schall Grouchy mit seinen beiden Heertheilen, noch zurück auf dem 
linken Ufer der Sambre, schien abgeschnitten und verloren; doch 
dieser, nachdem er bei Wavre noch am neunzehnten gegen Thiele¬ 
mann im Vortheil und sogar über Dyle vorgerückt war, hatte auf 
die Nachricht von Napoleon's verlorner Schlacht den Rückzug auf 
Namur ungehindert ausgeführt und daselbst am zwanzigsten von 
den Festungswällen herab den schroffen Angriff deS Heertheils von 
Pirch überlegen abgewiesen. Nachdem hierauf Pirch und Thiele¬ 
mann, der gleichfalls vor Namur gerückt war, den Befehl erbalten, 
in Eilmärschen dem Zuge Blücher'S nachzufolgen, entkam Grouchy 
desto leichter auf dem rechten Ufer der Sambre nach Dinant und 
Givet und strebte, seine noch völlig streitfertigen Truppen aus dem 
Umwege über Nethel und Rheims der übrigen Heermasse triebet* 
zu vereinigen. 
Das Verderben der Franzosen zeigte sich jenseit der Sambre 
immer schrecklicher; so viele Flüchtlinge, ermattet, verhungert, zum 
Theil verwundet sich fortschleppend, nur noch dem eigenen Lande 
durch ihr Elend lind ihre Zügellosigkeit furchtbar, brachten überall 
Schrecken und Zerstörung hin; Straßen und Felder trugen die 
Opfer der Noth und der Wildheit: geplünderte und abgetragene 
Häuser, tnngestürzte Wagen unb weggeworfene Waffen, Leichen 
und Sterbende; Augenzeugen, welche den Rückzug der Franzosen 
nach der Schlacht von Leipzig gesehen, erklärten diesen von Belle¬ 
alliance nicht geringer an gräßlichen Anblicken. In dieser Zer¬ 
störung rückten die Preußen nach, durch alle Arten der Aufregung 
zu Grimm und Haß entflammt, noch erbittert vom heißen Kampfe, 
unaufhörlich vorwärts zu neuer Entscheidung strebend, dabei selbst 
als Sieger mit allen Entbehrungen der Besiegten ringend.
	        
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