Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

hinter der Schmiede. Aber übernachten könnt Ihr in den paar Häusern 
nicht. Eine Vierschenke haben wir ja, aber ein Bett findet Ihr da 
schwerlich. Ins Städtchen ist's eine halbe Stunde." 
Und ruhig, als ob er allein in seiner Werkstatt wäre, nahm er 
sein Eisen aus der Esse und setzte sein Hämmern fort. „Sagt mir, 
Meister," fuhr ich nach einer besinnlichen Weile fort, „wie kommt's, 
daß Eure Schmiede abseits vorm Dorfe steht? Gab's keinen Platz 
drinnen?" „Meine Frau kann den Lärm nicht vertragen," war die 
Antwort. „Oho," rief ich, „ich dachte bisher, nur die Städter wären 
nervenkrank! Fängt das jetzt bei Euch auch an?" „Sie ist seit fünf¬ 
zehn Jahren siech," sagte der Mann am Amboß. „Ach so," machte 
ich und schwieg. Eine Pause entstand. Ein Nachtfalter surrte. Der 
Schmied hämmerte, und ich besah mir diesen ernsten Mann mit einer 
plötzlichen Ehrfurcht. „Habt Ihr Linder?" forschte ich weiter. „Ein 
Mädchen." „Erwachsen, so daß es seine Mutter pflegen kann?" „Das 
Ännchen ist just so viele Jahre alt, als seine Mutter krank liegt. Was 
das Pflegen anbelangt," fuhr er fort und warf das fertige Eisen in 
den aufzischenden Wassertrog, „so ist das so 'ne Sache, das Mädel 
ist von seiner Geburt an lahm. Es geht an Lrücken." „Alle Wetter!" 
entfuhr mir, „da seid Ihr schön dran!" „Hat mir schon mancher gesagt," 
bemerkte er ruhig, scharrte die Asche über das Feuer und fing an, sich 
die Hände zu waschen. Ich auf meinem Amboß schwieg, stützte das 
Linn in die Hand und sah sehr ernst dem wortkargen Manne zu. AIs 
er fertig war, nahm er einen letzten Schluck aus seiner Lanne und langte 
sich von einem Nagel die Pfeife herunter. „Woher sind Sie eigentlich, 
wenn's erlaubt ist zu fragen?" fing er an, während er gemächlich die 
Pfeife stopfte. Ich nannte ihm meine süddeutsche Heimat, fügte aber 
hinzu, daß ich aus Berlin käme, und erzählte, welche längere Wanderung 
hinter mir lag. „Nun, da haben Sie ein schön Stückchen deutscher Erde 
gesehen," meinte er. „Ich war auch so, als ich unverheiratet war. 
Immer fort, immer weiter. Mein Vater wollte mich studieren lassen, 
na, da brannte ich durch. Aufs Schiff wollt' ich auch, da war's mir 
zu streng. Dann kam der Lrieg mit Frankreich, den hab' ich mitgemacht. 
Hernach nahm ich meines Vaters Handwerk wieder auf, die Schmiederei, 
und trieb mich noch so ein paar Jahre als Geselle herum. Und immer 
lustig, immer voll Lieder, afs echter Gebirgler, natürlich. Freilich, auch 
manches nützliche Buch habe ich nebenbei gelesen. Da hab' ich meine Frau 
kennen gelernt, und mit dem Zigeunern war's aus. Ich sage nur eins:
	        
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