hinter der Schmiede. Aber übernachten könnt Ihr in den paar Häusern
nicht. Eine Vierschenke haben wir ja, aber ein Bett findet Ihr da
schwerlich. Ins Städtchen ist's eine halbe Stunde."
Und ruhig, als ob er allein in seiner Werkstatt wäre, nahm er
sein Eisen aus der Esse und setzte sein Hämmern fort. „Sagt mir,
Meister," fuhr ich nach einer besinnlichen Weile fort, „wie kommt's,
daß Eure Schmiede abseits vorm Dorfe steht? Gab's keinen Platz
drinnen?" „Meine Frau kann den Lärm nicht vertragen," war die
Antwort. „Oho," rief ich, „ich dachte bisher, nur die Städter wären
nervenkrank! Fängt das jetzt bei Euch auch an?" „Sie ist seit fünf¬
zehn Jahren siech," sagte der Mann am Amboß. „Ach so," machte
ich und schwieg. Eine Pause entstand. Ein Nachtfalter surrte. Der
Schmied hämmerte, und ich besah mir diesen ernsten Mann mit einer
plötzlichen Ehrfurcht. „Habt Ihr Linder?" forschte ich weiter. „Ein
Mädchen." „Erwachsen, so daß es seine Mutter pflegen kann?" „Das
Ännchen ist just so viele Jahre alt, als seine Mutter krank liegt. Was
das Pflegen anbelangt," fuhr er fort und warf das fertige Eisen in
den aufzischenden Wassertrog, „so ist das so 'ne Sache, das Mädel
ist von seiner Geburt an lahm. Es geht an Lrücken." „Alle Wetter!"
entfuhr mir, „da seid Ihr schön dran!" „Hat mir schon mancher gesagt,"
bemerkte er ruhig, scharrte die Asche über das Feuer und fing an, sich
die Hände zu waschen. Ich auf meinem Amboß schwieg, stützte das
Linn in die Hand und sah sehr ernst dem wortkargen Manne zu. AIs
er fertig war, nahm er einen letzten Schluck aus seiner Lanne und langte
sich von einem Nagel die Pfeife herunter. „Woher sind Sie eigentlich,
wenn's erlaubt ist zu fragen?" fing er an, während er gemächlich die
Pfeife stopfte. Ich nannte ihm meine süddeutsche Heimat, fügte aber
hinzu, daß ich aus Berlin käme, und erzählte, welche längere Wanderung
hinter mir lag. „Nun, da haben Sie ein schön Stückchen deutscher Erde
gesehen," meinte er. „Ich war auch so, als ich unverheiratet war.
Immer fort, immer weiter. Mein Vater wollte mich studieren lassen,
na, da brannte ich durch. Aufs Schiff wollt' ich auch, da war's mir
zu streng. Dann kam der Lrieg mit Frankreich, den hab' ich mitgemacht.
Hernach nahm ich meines Vaters Handwerk wieder auf, die Schmiederei,
und trieb mich noch so ein paar Jahre als Geselle herum. Und immer
lustig, immer voll Lieder, afs echter Gebirgler, natürlich. Freilich, auch
manches nützliche Buch habe ich nebenbei gelesen. Da hab' ich meine Frau
kennen gelernt, und mit dem Zigeunern war's aus. Ich sage nur eins: