§ 15. Der peloponnesische Krieg. 75
Sitte und Scheu lockert. Das Volk kann sich nicht enthalten, seinen Groll
wegen all der Drangsal an Perikles, dem selbst zwei Söhne von der
Seuche dahingerafft wurden, auszulassen: Man übergeht ihn bei der
Wahl der Strategen und zieht ihn und Aspasia vor Gericht. Als man,
wieder zur Besinnung gekommen, ihn wieder wählte, nahm auch ihn
die Pest hinweg. Sein Tod bedeutete das Aufhören der einheitlichen Permes 14-29.
und den Verhältnissen allein angemessenen Kriegführung Athens und das
Ende der gemäßigten Volksherrschaft. Ehrgeizige, leidenschaftliche Volks-
führer, wie der von Aristophanes mit Spott überhäufte Kleon, der Be-
sitzer einer Gerberei^), mehren durch Erfüllung der Wünsche des Volkes
(z. B. Erhöhung des Geschwornen-Tagegeldes) ihren Einfluß und fangen
an, dasselbe zu unbedachten kriegerischen Maßregeln fortzureißen. Das
Haupt der Gemäßigten, der reiche Edelmann Nieias, ringt gegen sie an.DerBelagerungs-
Im Jahre 427 fällt das von spartanischen und thebanischen Truppen
belagerte Platää, desgleichen Mytilene, das von Athen abgefallen war. Platää. Mymene
Potidäa war bereits wiedergenommen. Der auf Kleons Antrag gefaßte
Beschluß, die ganze männliche Bewohnerschaft von Mytilene hinrichten zu
lassen, wird durch einen zweiten Beschluß, der freilich immer noch 1000
traf, rückgängig gemacht. Indessen durchtobte ein gräßlicher Parteikampf
Koreyra. Je nachdem eine attische oder eine peloponnesische Flotte Korcyra.
im Hafen Anker warf, fiel die Volkspartei über den Adel oder dieser
über jene her und verübte greuelvolle Metzeleien. Athens Stern ist
im Steigen, als Demosthenes im Jahre 425 Pylos besetzt, ein sparta- Wo§^5.
nisches Heer zurückgeschlagen wird, und 300 lacedämonische Schwer¬
bewaffnete, die auf der gegenüberliegenden Insel Sphakteria aufgestellt ©Matteria.
waren, unter Mitwirkung Kleons gefangen genommen werden. Ein
spartanischer Friedensantrag wird zurückgewiesen. Attika bleibt von ferneren
Einfällen verschont, weil die Athener drohen, andernfalls jene Gefangenen
zu töten. Athen bemächtigt sich der Insel Cythera und bringt nun von Cythera.
zwei Stellen aus die Messeuier und Heloten in Aufregung. In tückischer
Weise wurden damals 2000 Heloten von den Spartanern hingemordet.
Aus dieser bedrängten Lage half seinen Landsleuten Brasidas, Brafldas.
der mit 700 freigelassenen Heloten und 1000 peloponnesischen Söldnern
einen kühnen Marsch nach der mit Athens Vorherrschaft unzufriedenen
Halbinsel Ehalcidiee unternahm, wo er mehrere Städte auf seine Seite
brachte. Der athenische Flottenbefehlshaber Thneydides, der zu spät
kam, das wichtige Amphipolis zu retten, wurde verbannt. 2) Nachdem die Amphipolis.
Versuche der beiderseitigen Anhänger des Friedens, das Ende des Krieges
herbeizuführen, an dem Widerspruch Kleons und Brasidas' gescheitert bon
waren, kam es vor Amphipolis zu einer Schlacht, in der letzterer Amphipolis 422.
1) Schon darum wurde er vom Adel und den ihm entsprossenen Schriftstellern
scheel angesehen. .
2) Aus seinen Besitzungen in Thracien schrieb er nun die Geschichte dieses Krieges.