H 39. Versuch der Aufrichtung eines deutschen Bundesstaates. Maximilian I. 161
Schönheit der Linien, Flächen und Räume vor allem nach größerer Em-
fachheit; die schmückenden Bauglieder, nun völlig frei von mittelalterlichen
Formen, wurden sparsamer angewandt und zum konstruktiven Gerüst des
Baues in innere Übereinstimmung gebracht. Rom war es, das in dieser
Zeit der Hauptsitz der neuen Kunstrichtung war. Im Auftrag Julius' II.
entwarf Bramante den Plan der neuen Peterskirche; im Jahre 1506 Die neue Peters,
begann er selbst den Aufbau, dessen Grundriß ein griechisches Kreuz mit *"*'■
centralem Kuppelbau darstellen sollte; andere, darunter Raffael und
Michelangelo, setzten den Bau fort, der mit der Zeit aber immer mehr von
dem alten Plane abwich und schließlich nach Verlängerung des vorderen
Kreuzarmes ein lateinisches Kreuz bildete und eine breite Vorhalle erhielt.
Letztere und das Innere nahmen die Formen des Barockstils an. Mit den
herrlichen Säulenhallen Berninis wurde das Ganze im Jahre 1667
vollendet. Ebenfalls der Hochrenaissance gehören der Palazzo Farnese
in Rom an, den Michelangelo zu Ende führte, die Bibliothek von S. Marko
in Venedig und die bei aller Mächtigkeit der Verhältnisse einfachen, Ruhe
atmenden Palastbauten des Palladio aus Vicenza. Altertum und Natur
gleich eifrig betrachtend, brachte auch die Plastik herrliche Werke hervor. Plastik.
Zu ihren größten Meistern gehören Ghiberti, der die Bronzethür am
Baptisterium zu Florenz bildete, Donatello, der in technischer Meisterschaft
in Thon, Marmor und Bronze alle menschlichen Empfindungen lebensvoll
darzustellen vermochte, und vor allem der große Michelangelo Buonarotti
(1475 — 1564), der auch in der Baukunst und in der Malerei vorzügliches
leistete. Von seiner Hand sind die Pietä, ein Bacchus, ein gewaltiger
David und Moses und zwei Grabdenkmäler der Medici.
Schöpfungen von wunderbarer Schönheit brachten die Maler hervor. Malerei.
Auch unter diesen nahm Michelangelo, der die Fresken der Sixtinischen
Kapelle schuf, eine der ersten Stellen ein. Der höchste Ruhm gebührte aber
Raffael Santi aus Urbino in Umbrien, der während seines kurzen Lebens
— er starb im Jahre 1520 gegen 37 Jahre alt — mehrere Madonnen¬
bilder, darunter die Sixtinische Madonna, die Verklärung Christi
und die Fresken in den Stanzen des Vatikan malte. Auch die Kartons
zu den vatikanischen Teppichen sind sein Werk. Der vielseitige Lionardo
da Vinci, der Bildner, Maler, Baumeister und Ingenieur zugleich war,
schenkte der Welt das prachtvolle Bild der Stiftung des heiligen Abend-
mahles (im Refektorium eines Mailänder Klosters). Tiziano Vecellio
(f 1576), der größte der venetianischen Maler, zauberte in herrlicher
Farbenpracht religiöse Darstellungen, antike Götter und Porträts hervor,
und Correggio stellte die heilige Nacht dar.
§ 39. Versuch der Aufrichtung eines deutschen Bundesstaates.
Marimitiau I. (1493—1519),
1. König Max. Bereits im Jahre 1486 war Max, Friedrichs HL Seine Art.
Sohn, zum römischen König gewählt worden. Er war in fast allem der
gerade Gegensatz zum Vater. Ein lebenssprühender Herr von großer Be-
Möglichkeit und Vielseitigkeit, von bezauberndem Wesen, der Rede Meister,
Schenk, Lehrbuch, vm. Mittelalter. A. 11