Full text: Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit (Teil 8)

198 Die Neuzeit. 
3. Die Kirchenversammlung von Trient (1545—1563). Moritz' 
Vertagung 1552. Einmarsch in Tirol hatte eine Vertagung des Trientiner Konzils bewirkt 
Neue Sitzungen (1552). Erst zehn Jahre darauf traten die Väter, unter denen bereits 
1562-1568. Jesuiten großen Einfluß besaßen, wieder zusammen; im Jahre 1563 
wurden die Verhandlungen beendigt. 
Bestimmungen. Es wurden viele Mißbräuche beseitigt, strenge Anordnungen zur 
Hebung der Zucht und Bildung der Geistlichen erlassen, die Glaubens- 
lehre empfing eine streng folgerichtig entwickelte, in sich geschlossene Form. 
Indem sie in einem den protestantischen Glaubenssätzen ganz und gar 
entgegengesetzten Sinne ausgeprägt war, schnitt sie jede Vereinigung 
beider Bekenntnisse ab. Unter Verfluchung der Ketzer wurde der Kampf 
wider sie zum Gesetz gemacht. 
§ 49. Philipp II. und die Niederlande. 
Sein Reich. 1. Philipp II. (1556—1598). Philipp II. vereinigte in seiner 
Hand Spanien mit seinen reichen außereuropäischen Besitzungen, zu 
denen noch die Philippinen kamen, Mailand, Sardinien, Neapel, 
Sizilien, die Niederlande und die Freigrafschaft. Seine Ge- 
mahlin Maria waltete zu gleicher Zeit als Herrscherin über England 
und Irland. 
Sein Wesen. Schwächlich und kränklich wie sein Vater, ebenso langsam im Ent- 
schluß, aber auch ebenso beharrlich und thatkräftig, sobald er sich zu 
einem solchen durchgerungen hatte, dazu in hohem Maße arbeitsam, war 
er, von seiner unglücklichen Großmutter Juaua her, allzu ernst, düster 
und verschlossen. Fast keinem traute er; Menschenglück und Menschen- 
Seine Pläne. liebe waren ihm fremde Begriffe. Die Pläne, die den ermatteten Händen 
Karls V. entsunken waren, nahm er wieder auf und verfolgte sie mit 
Daransetzung der gewaltigen Hilfsmittel, die ihm sein ungeheures Reich 
zur Verfügung stellte: die Weltherrschaft, möglichst unumschränkte Königs- 
gewalt und Einheit der Kirche (auf Grundlage der Trientiner Beschlüsse). 
An dem Unmaß seiner von ihm zu gleicher Zeit betriebenen Entwürfe 
Ergebnisseines und an dem Freihheitssinn der niederdeutschen Stämme im Münduugs- 
Waltens. gebiet des Rheines und der Maas brach sich sein Wille und seine Macht. 
Maria von Eng- Da die Ehe mit Maria kinderlos war, verlor Philipp mit deren 
land 1 1558. Tode (1558) die Hoffnungen auf England. Aber die Anschläge des mit 
dem Papste Paul IV. und den Türken verbündeten Heinrichs II. von 
Frankreich auf die südlichen Niederlande und Neapel wurden zurück- 
gewiesen. Zwar übte das deutsche Reich den Schutz jener doch zu ihm 
gehörigen Gebietsteile nicht aus, aber Philipps Truppen warfen bei 
St. Quentin und Gravelingen (bei Dünkirchen) die Franzosen zurück. 
Beendigung des Im Frieden von Ehateau Cambresis (sö. v. Cambrai) behauptete er 
g.t'Stok fcme Besitzungen (1559). , 
Hierauf begab er sich nach Spanien. Das ungefähr m der Mitte
	        
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