Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

Sigismund 1411 -1437. 
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§ 98. Ruprecht von der Pfalz. Im Jahre 1400 wurde Wenzel Ruprecht 
von den Kurfürsten als ein „unnützer, versäumlicher, unachtbarer 14oo-1410. 
Entgliederer und unwürdiger Handhaber des heiligen römischen Reiches" 
abgesetzt und Kurfürst Ruprecht von der Pfalz auf den Thron 
erhoben, der unter vergeblichen Versuchen seine Macht zur Geltung 
zu bringen zehn Jahre lang regiert hat. 
Sigismund 1411—1437. 
§ 99. Sigismund und das Konstanzcr Konzil. Nach Ruprechts Drei Kaiser. 
Tode wählte ein Teil der Kurfürsten Sigismund, ein andrer Jobst 
von Mähren, während Wenzel noch nicht verzichtet hatte. Doch 
starb Jobst 1411; Wenzel ließ seine Ansprüche fallen, und durch Ver- 
mittlung besonders des Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg fand 
Sigismund allgemeine Anerkennung: ein geistvoller, gewandter, Sigismund, 
liebenswürdiger, aber auch leichtsinniger, prunkliebender, verschwen¬ 
derischer Herrscher. Als König von Ungarn war er an der Spitze eines 
Kreuzheeres den Türken entgegengetreten, die damals zuerst an der 
Donau erschienen, war aber von ihnen bei Nikopolis völlig geschlagen 1396. 
worden; die Mark Brandenburg hatte er an Jobst verpfändet, der 
dort völlige Anarchie einreißen ließ. 
In jener Zeit waren kirchliche Zustände eingetreten, die Babylm^Exil 
allgemein das Verlangen nach einer Kirchenreform hervorriefen. Nach- " ' ' 
dem die Päpste von 1309 —1377 in Avignon residiert hatten, war 
es zu einer Kirchenspaltung gekommen; es gab einen Papst in DoppeUes 
Rom und einen in Avignon. Als das Konzil von Pisa beide Päpste 1378—1409. 
absetzte und einen dritten erhob, trat, da jene ihr Amt nicht nieder¬ 
legten, an die Stelle des doppelten ein dreifaches Papsttum. Dreifaches 
Zu dem äußeren trat der innere Verfall des Papsttums. Seit es Papsttum seit 
den Kampf um die Weltherrschaft siegreich ausgefochten, hatte es 
eine bis ins einzelnste ausgebildete Verwaltung organisiert; zugleich 
waren aber die äußeren Macht- und Finanzinteressen bei weitem Päpstliche 
stärker geworden als die rem kirchlichen Interessen. Das Papsttum ^nanzver- 
beanspruchte z. B. Palliengelder für die Verleihung des erzbischöf- 
lichen Palliums; es machte die Zahlung von Geldsummen für verliehene 
Pfründen zum System; es behielt sich zum Zweck des Geldgewinns 
bestimmte Arten geistlicher Ämter zur Besetzung vor. Die Dispen- 
sationen von kirchlichen Satzungen, wozu sich der Papst allein für 
berechtigt erklärte, endlich die Ablaßverkündigungen brachten der Kurie 
ebenfalls viel Geld ein. Dagegen wurde vom nationalen Stand- Forderung 
punkt aus in Frankreich, England und Deutschland entschiedener ^ngsrestirm 
Widerspruch laut; man verlangte eine Reform der Kirche an Haupt 
und Gliedern; eine hervorragende Rolle spielte in dieser Bewegung 
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