Object: Lebensbilder und Sagen (Teil 1)

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Hunger; da zog der Kaiser eine Rübe aus dem Acker und verspeiste 
sie roh. 
6. Von Rudolfs Söhnen wurde später Albrecht zum deutscheu 
Kaiser erwählt, Rudolf starb früh. Als sein Sohn Johann gro߬ 
jährig geworden war, forderte er von seinem Oheim sein Erbe, wurde 
aber mit Hohn und Spott abgewiesen. Da ergab sich der Jüngling 
dem Einfluß schlimmer Freunde und ließ sich zu einer Verschwörung 
gegen den Kaiser verleiten. Als Albrecht auf einer Reise nicht fern 
von der Habsburg die Reuß überschreiten wollte, drängten sich Johann 
und seine Freunde in die Fähre, während das übrige Gefolge am 
Lande zurückblieb. Auf dem andern Ufer überfielen sie den Kaiser; 
Johann bohrte ihm das Schwert in den Rücken, so daß er sterbend 
vom Rosse sank. Die Verschworenen ergriffen die Flucht, Albrecht 
aber verschied, ehe die Seinigen ihm zur Hilfe kommen konnten. 
12. Ludwig drr Kayrr. 
1. König Albrecht hinterließ zwei Söhne, Friedrich, der Schöne 
genannt, und Leopold. Viele deutsche Herren wünschten Friedrich 
die Kaiserkrone zuzuwenden, am lebhaftesten aber Leopold, der das 
Ansehen feiner Familie immer noch zu erhöhen hoffte. Größer 
war die Zahl der Fürsten, die dem Habsburger den kriegerischen, aber 
unbemittelten Herzog Ludwig von Bayern aus dem Hause Wittels¬ 
bach vorzogen. So kam es, daß jede Partei einen Kaiser erwählte. 
Die Folge davon war ein zehnjähriger Bürgerkrieg. 
2. Während dieses Krieges gedachte Herzog Leopold, die freien 
Schweizer unter die Herrschaft Habsburgs zu zwingen. Ein Versuch 
dazu war schon von seinem Vater Albrecht gemacht, doch an der 
Tapferkeit nnd Freiheitsliebe der Schweizer gescheitert. Als diese nun 
auf Ludwigs Seite traten, sammelte Leopold ein zahlreiches Ritterheer 
und drang in ihr Land ein. Auf prächtigen Streitrossen und in 
glänzenden Rüstungen zogen die verbündeten Herren über die Berge, 
des Sieges über das verachtete Bauernvolk sicher und schon mit Stricken 
versehen, um die Gefangenen zu binden. Die Bewohner der am Vier¬ 
waldstätter See gelegenen Länder Schwyz, Uri nnd Unterwalden waren 
freilich kläglich ausgerüstet. Schwerter waren selten bei ihnen, der 
grobe Bauernspieß, der Morgenstern, auch wohl die Sense bildeten 
die Bewaffnung der kleinen, zu Fuß dahinziehenden Schar. Aber sie 
waren von Mut und freudiger Zuversicht beseelt. Als eine Anzahl 
Verbannter, in der Meinung den Landsleuten in dieser Gefahr erwünscht
	        
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