Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

Spanien und der Abfall der Niederlande. 
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suchte, führten zu gewaltigen Mißerfolgen und schließlich zum Ver- 
fall Spaniens. 
§ 136. Die Niederlande zerfielen in siebzehn von Statthaltern 
geleitete Provinzen, deren Landtage sich bedeutender Sonderrechte er- 
freuten, während eine Versammlung von Abgeordneten sämtlicher 
Lande, die Generalstaaten, dem königlichen Generalstatthalter — dies 
war damals Margarete von Parma, eine Halbschwester Philipps — 
zur Seite standen. Die Niederlande waren durch Handel und Gewerbe, 
vornehmlich durch ihre Tuchindustrie, reich geworden: Antwerpen war 
damals der erste Handelsplatz Europas; niederländische Schiffe waren es, 
welche die amerikanischen Kolonialwaren von Sevilla nach dem übrigen 
Europa brachten. Den Protestantismus hatte Karl Y. durch die 
härtesten Maßregeln bekämpft und Tausende hinrichten lassen; dennoch 
griff jetzt die ealvinistische Lehre immer weiter um sich. 
Mehrere Punkte gaben damals den Niederländern Anlaß zu Beschwerden 
Beschwerden: daß trotz des Friedensschlusses mit Frankreich (1559) Niederlande. 
Truppen im Lande blieben; daß der verhaßte Bischof von Arras, 
Granvella, der einflußreichste Ratgeber der Regentin war; endlich 
daß Philipp die niederländische Kirche neu organisierte, die Zahl der 
Bistümer stark vermehrte und zugleich ein scharfes Vorgehen gegen 
die Ketzer ins Auge faßte. Der Träger der Unzufriedenheit war 
vornehmlich der niedere, vielfach verschuldete und verarmte Adel, ge¬ 
leitet besonders von Dramen und Egmont. Wilhelm von Nassau- Oranien. 
Oranien, geboren zu Dillenburg, durch Erbschaft Fürst von Orange 
(an der Rhone) und Besitzer reicher Güter in den Niederlanden, zu- 
gleich Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht, war von seinen 
Eltern lutherisch, dann als Page Karls Y. katholisch erzogen worden, 
später aber wieder zum neuen Glauben übergetreten; klug und vor- 
sichtig, der „Schweiger" genannt, wurde er der eigentliche Führer der 
Bewegung. Beliebter noch als er war beim Volke Graf Egmont, Egmont. 
ein kühner, ritterlicher, leichtlebiger Soldat, Statthalter von Flandern 
und Artois, katholisch, aber mit Oranien vereint durch das gemein- 
same Bestreben die ererbten Freiheiten der Niederlande zu schützen. 
Philipp gab anfangs insoweit nach, als er die Truppen aus 
den Niederlanden wegzog und später auch Granvella abberief; an 
seinen kirchlichen Plänen aber hielt er fest, und eine Sendung Egmonts 
an den spanischen Hof hatte, obwohl er prächtig aufgenommen wurde, 
thatsächlich gar keinen Erfolg. Vielmehr wurden die harten Ketzer- 
ebifte des Tridentiner Konzils verkündet und die Inquisition noch 
über das bisherige Maß ausgedehnt. Die Folge davon war große 
Erregung. Der Adel, unter dem Philipp Marnix von St. Adel- Adels- 
gonde, ein Freund Calvins, auch als politischer Schriftsteller und er6e6u"9'
	        
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