III. Das Zeitalter der ständischen Gegensätze.
1273—1519.
Die Jahrhunderte, welche auf die Zeit der Staufen folgen, Charakter
werden bezeichnet durch den Niedergang der beiden Mächte, die bis- der Zeu.
her den Anspruch auf Weltherrschaft erhoben hatten, des Kaisertums
und des Papsttums. In Frankreich und England bilden sich
nationale Staatswesen aus. In Deutschland führt der Ver-
fall der Centralgewalt eine Zersetzung des Staatswesens in seine
Teile mit sich: es ist die Zeit der Ausbildung republikanischer
Städteverfassungen einerseits, territorialer Fürstentümer
andererseits; beide stehen in einem scharfen Gegensatz zu einander.
Ihnen gegenüber sucht das Königtum bei dem Verfall des Reichs-
Heerwesens, der Reichsfinanzen, des Reichsbeamtentunis eine neue
Stütze seiner Gewalt durch Begründung einer umfassenden Haus macht.
1. Von Rudolf von Habsburg bis auf Ludwig
den Bayern. 1273—1347.
Rudolf von Habsburg. 1273 — 1291.
§ 88. Nachdem Richard von Cornwallis gestorben war, wurde 1272.
auf Betrieb des Erzbischofs Werner von Mainz und des Burggrafen
von Nürnberg, Friedrichs III. von Hohenzollern, von den Kurfürsten
der Graf Rudolf von Habsburg zum König gewählt. Er besaß die Rudolf von
Habsburgischen und kibnrgischen Gebiete an der Aar, Reuß und Thür Sts8—"mi.
und die Landvogtei im Oberelsaß. Er war ein kluger Rechner, der
an seinen Plänen mit Zähigkeit festhielt, und der wie bisher so auch
ferner in erster Linie auf Stärkung seiner Hausmacht bedacht war;
ein tüchtiger Kriegsmann, einfach, sparsam und derb in seinen Ge-
wohnheiten. So hatte denn Deutschland wieder einen König.