Full text: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Teil 3)

Übersichten zur Staats- und Wirtschaftskunde. 
221 
Die sozialistischen Systeme (Lassalle, Marx) gehen von der 
Thatsache aus, daß sich diese Harmonie der wirtschaftlichen Einzel- 
interessen nicht ergeben hat, und fordern Beseitigung des indivi¬ 
duellen Wettbewerbs und der individualistischen, „anarchischen" 
Produktion durch Überführung der Produktionsmittel in den All- 
gemeinbesitz der Gesellschaft, d.h. Aufhebung des Privateigentums, 
der freien Berufswahl, der freien Arbeit. Marx, der geistige 
Vater der modernen Sozialdemokratie, glaubt erwarten zu dürfen, 
daß die fortschreitende kapitalistische Entwicklung von selbst eine 
sozialistische Staats - und Gesellschaftsordnung heraufführen wird. 
Die vermittelnde sozialpolitische Richtung, als deren 
größter Vertreter in der Praxis Fürst Bismarck erscheint, erkennt, 
gegenüber den Lehren der Sozialdemokratie, Eigentum und freie 
wirtschaftliche Bethätigung des Individuums als von der fitt- 
lichen Natur des Menschen gefordert an, spricht aber dem Staat 
das Recht und die Pflicht zu, zum Schutze der wirtschaftlich 
Schwachen und zur Förderung ihrer Wohlfahrt in das Wirt- 
schastsleben durch Zwangsmaßregeln einzugreifen. Den Lehren 
der Freihändler gegenüber erklärt sie die Förderung der natio- 
nalen Produktion, gegebenenfalls ihren Schutz gegen übermäßigen 
fremden Wettbewerb, für die Aufgabe einer nationalen Wirt- 
schastspolitik. 
Halle a. S., Buchdruckerei des Waisenhauses.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.