Die dritte Periode der Völkerwanderung.
167
Dieser Kaiser ist ebenso für die innere wie für die äußere Entwicklung Justinian
des oströmischen Reiches von großer Bedeutung. Er begründete die
kaiserliche Gewalt in der absolutesten Form, freilich nicht ohne
die Untertanen durch Steuern auf das schwerste zu bedrücken. Die
Universität Athen schloß er und raubte dadurch dem Heiden-
tum seine letzte Stütze. Das römische Recht ließ er im Corpus
iuris zusammenfassen. Ein Denkmal dieser absoluten Monarchie, die
auf Gesetzgebung und Kirche gegründet war, wurde die gewaltige
Kuppelkirche der heiligen Weisheit (H a g i a Sophia) in Kon-
stantinopel.
Derselbe Kaiser wandte sich mit aller Macht gegen die Germanen
und hat Afrika und Italien wiedergewonnen. Zuerst griff er die
Wandalen an, die mehr als die anderen Germanenvölker durch Wandale.,,
maßlose Hingabe an die Genüsse des eroberten Landes erschlafft und
entnervt waren. Sein Feldherr Belisar besiegte den König Ge-
limer, der in eine Bergfestung des Atlasgebirges flüchtete, dort
gefangen genommen und nach Byzanz geführt wurde. Afrika wurde
eine Provinz des oströmischen Reiches.
Bei den Ostgoten führte nach Theoderichs Tode dessen Tochter Ostg°te..krieg
Amalaswintha die Regierung, anfangs für ihren Sohn Athalanch,
nach dessen Tode als Königin. Als der Mitregent, den sie wählte, sie
ermorden ließ, begann Justinian unter dem Vorwand, sie zu rächen,
ben Krieg. Belisar besetzte Rom; die Ostgoten mußten sich nach
Oberitalien zurückziehen. Da wählten sie T 0 t i l a zum König, und
dieser führte sie in siegreichem Zuge bis Neapel und weiter, besaß zeit-
weise auch Rom, bis es dem zum zweiten Male nach Italien gesandten
Belisar von neuem in die Hände fiel. Die Vernichtung der Goten
geschah durch Narses: mit einem Heere von Norden kommend, schlug
er zuerst Totila; dann besiegte er 553 den nach ihm zum König er¬
hobenen Teja in einer Schlacht unfern des Vesuvs. So fand
eines der edelsten germanischen Völker an klassischer Stätte den tragi-
schen Untergang.
§ 148. Die Langobarden in Italien. In Italien hielten nunmehr
oströmische Verwaltung und oströmischer Steuerdruck ihren Einzug;
aber es blieb nicht lange Provinz. Die Langobarden, die ur-
sprünglich an der unteren Elbe saßen, dann an der Donau und in
Pannonien wohnten, zogen unter ihrem König Alb 0 in nach Italien $ie ^aao-
und eroberten allmählich den größten Teil Ober- und Mittelitaliens, ^0f,enmg
.