Die späteren Karolinger.
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Reihe von Kämpfen. Auf dem Rotfelde (Lügenfelde) bei Colmar
verließen 833 5en Kaiser seine Vasallen und gingen zu seinen Söhnen
über; so wurde er gezwungen, sich ihnen zu ergeben und sich zu öffent-
licher Kirchenbuße zu erniedrigen. Auch nachher kam es zu Kämpfen;
840 starb der Kaiser zu Ingelheim.
Pippin war schon vor dem Vater gestorben. Gegen Lothar, Bruderkrieg
der das ganze Reich in Anspruch nahm, vereinigten sich L u d w i g und
Kar I.1)
Nach mehrjährigen Kämpfen kam es zu dem Vertrage vonR-.^ung
Verdun. Ludwig der Deutfche erhielt Ostfranken, d.h. im
wesentlichen das Gebiet rechts des Rheines, KarlderKahle West¬
franken, Lothar Italien nebst einem Landstreifen, der sich zwischen
Ost- und Westfranken vom Mittelmeer bis zur Nordsee hinzog. Zu-
gleich wurde Lothar als Kaiser anerkannt. "(
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§ 167. Angriffe auswärtiger Feinde. So zerfiel das Karolmger-
reich in mehrere Bruchstücke; zugleich erlitt es von außen die gefähr-
lichsten Angriffe. Die fchlimmsten Feinde waren die normannischen
„Wikinger", die, in ihrer Unabhängigkeit durch die Bildung eines Me N°r-
norwegischen Gesamtkönigtums bedroht, von wilder Abenteuerlust er-
füllt, in die Ferne zogen, teils zu kühnen Raumfahrten, teils zu Absied¬
lungen in neuer Heimat. Wie sie Island besiedelten und von dort
Grönland und selbst die amerikanische Küste entdeckten, wie sie sich in
England festsetzten, bis Alfred der Große ihrem Vordringen Einhalt
tat, wie sie unter R u r i k, dem Stammvater des russischen Herrscher-
Hauses, bei Nowgorod ihre Herrschaft begründeten, so plünderten sie
andrerseits die Küsten des fränkischen Reichs. Sie fuhren in die Ströme
ein, verbrannten Hamburg, dessen erzbischöflicher Sitz nach Bremen
verlegt wurde, und brandschatzten Köln und Paris so gut wie die Ge-
stade des Mittelmeeres.^)
Zur selben Zeit bildete sich in Mähren ein mächtiges slavisches
Reich; noch gefährlicher wurden nach dessen Zerfall die Magyaren,^^^
1) Als sie zu Strasburg ihren Bund erneuerten, schwur Ludwig in
romanischer, Karl in deutscher Sprache, jeder um den Vasallen des anderen
verständlich zu sein. Die Eide sind erhalten und wichtige Sprachdenkmäler.
2) 912 siedelte sich der Normannenherzog Rollo (Rolf) in der nunmehr
so genannten Normandie an und leistete Karl dem Einfältigen den Lehnseid.
Von hier aus eroberten die Normannen später Unteritalien — von wo aus
sich wiederum Boemund im ersten Kreuzzug das Fürstentum Antiochia er*
warb —, und 1066 England.