Full text: Geschichte des Altertums, deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919 (Teil 1)

Alexander der Große 336 — 323. 
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an heldenhafte Taten und an das Vorbild des homerischen Achill; in 
den Waffen erfahren und zugleich wissenschaftlich hochgebildet; hatte er 
doch zum Lehrer den A r i st o t e l e s gehabt. In Griechenland, wo er 
wenige Monate nach seines Vaters Tod erschien, fand er sofort An- 
erkennung und ward bort dem korinthischen Bundesrat in der Würde 
des Bundesfeldherrn bestätigt. Dann wandte er sich gegen die 
nordischen Barbaren: er überschritt den Balkan, ja die Donau. Als 
sich in Griechenland das Gerücht verbreitete, er sei dort umgekommen, 
entstand ein Aufstand, zunächst in Theben. Aber plötzlich erschien 
Alexander vor der Stadt, erstürmte sie und bestrafte sie schwer: 
Theben wurde zerstört, nur die Tempel und Pindars einstiges Haus Gebens Kr- 
blieben stehen. Athen, die Heimstätte griechischer Bildung, wurde auch 
diesmal geschont. Dann wandte er sich dem persischen Feldznge zu. 
§ 63. Persien und Makedonien. <Das Perser reich, dem einst Machtmittel 
Dareios seine Organisation gegeben hatte, war seitdem unter einem mit 
wenigen Ausnahmen unfähigen und kraftlosen, durch Palastrevolutionen 
zerrütteten Königshause mehr und mehr zerfallen. Nicht einmal der 
äußere Bestand des Reiches konnte gewahrt werden; Ägypten, das 
stets unbotmäßige, war nach etwa 60 jähriger Unabhängigkeit erst vor 
kurzem wieder unterworfen worden; persische Satrapen und einheimische 
Fürsten gründeten sich Fürstentümer, die nur in loser Verbindung mit 
dem Ganzen des Reiches standen; einem Bergvolk zahlten die Perser- 
könige Tribut, mit nur ungefährdet bort Persepolis nach Susa zu 
kommen. Noch.viel weniger war für die innere Fortbildung der 
Reichseinheit, insbesondere für das Heerwesen geschehen; noch immer 
bestand das Reichsheer aus den von Fall ztt Fall aufgebotenen Kon¬ 
tingenten der untertänigen Völker, ohne Zusammenhang und Qrgani- 
sation; dazu traten als beste Truppen angeworbene griechische Söldner. 
Der damalige König Dareios III. Kodomannos war ein milder 
Herrscher, aber schlaff und ohne Tatkraft. 
Dem gegenüber führte Alexander, als er sein kühnes Wagnis Adders 
unternahm, ins Feld das Genie uttd den Heldenmut einer einzigartigen 
Persönlichkeit; die geringen, aber wohlgeordneten Kräfte seiner Nation, 
ein ihm unbedingt ergebenes, trefflich organisiertes und geschultes Heer, 
dessen Kern seine nationalen Truppen waren; endlich die Überlegenheit, 
die ihm und den Seinen die Bildung des Hellenentums über das Bar- 
barentum verlieh. Seine Geldmittel waren gering, 60 Talente 
(etwa 300 000 Mark), sein Heer bestand aus 30 000 Mann zu Fuß
	        
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