Metadata: [Theil 7, [Schülerband]] (Theil 7, [Schülerband])

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Ohren hängt, breite, gerade Schwerter zum Verkauf aus; neben ihm 
hat eine Beduine vom Sinai Würste feil, die aus Dattelmus und 
Mandeln, in Gazellenhaut genäht, bestehen. Stolz reitet an ihm 
mit langer Lanze ein anderer Wüstensohn vorüber; sein brauner 
Kapuzenburnus und dürrer Klepper sticht stark gegen den prächtigen 
türkischen Bei ab, welcher auf stolzem Rosse hinter ihm herkommt, 
und an dessen feiner Tuchjacke man vor lauter Stickerei kaum den 
Grund sieht. Ein Stück zur Seite begrüßen sich ein weißer und 
rother Turban. Sie reichen sich ihre rechten Hände, bringen sie 
dann an die Lippen und an die Stirn und legen sie hierauf über 
die Brust, indem sie einander „Friede sei mit dir!" oder „viel 
Gutes wünsch' ich dir!" zurufen. 
Eine Strecke weiterhin schwankt ein Leichenzug durch die Straße. 
Zuerst kommen 6 ärmlich gekleidete Männer in blauen Kaftans, die 
in steter Wiederholung das Glaubensbekenntnis des Islam singen. 
Dann folgen die Verwandten des Verstorbenen, seine Freunde und 
einige Derwische mit den rothen Fahnen ihres Ordens. Hinter 
diesen gehen mehrere Knaben, die mit heller Stimme ein Loblied 
auf Gott singen. Dann kommt der Todte auf der Bahre, den 
Kopf voran, die Hände auf die Brust gelegt, mit bunten Shawls 
bedeckt und von 4 Freunden getragen. Hierauf folgt ein Trupp 
gemietheter Klageweiber mit aufgelöstem Haar, weinend und laute 
Klagetöne ausstoßend. Die Vorübergehenden machen Kehrt gegen 
den Zug und murmeln: „Gott ist sehr groß." — Der Leichenzug 
ist vorüber. Um die Ecke schaut der Kopf eines Kameels, dem 
andere folgen. Die Karawane kommt näher, eins nach dem andern 
schreiten die häßlichen und doch so nützlichen Höckerthiere an uns 
vorüber. Ihr rauhes Brüllen tönt noch lange, nachdem sie in der 
Gasse verschwunden sind, in den Lärm hinein, welchen die Ausrufer 
machen. „Die Lupinen von Jmbabi (einem Dorfe nicht weit von 
Kairo) sind süßer als Mandeln," verkündet ein Blaukaftan mit einem 
Sacke auf dem Rücken. Der Wasserverküufer, mit Bechern 
klirrend, schreit: „Möge Gott mir's vergelten!" Mit dem Rufe: 
„Limonen! Gott lasse sie mich leicht los werden!" macht der 
Orangenverkäufer auf seine Waare aufmerksam. Als Düfte des 
Paradieses preist der Händler mit Hennablüten seine Waare den 
Vorübergehenden zum Kaufe an. „O Mitleiderwecker, o Herr," 
krächzt die Stimme eines Bettlers, und ein Zunftgenosse von mehr 
Selbstgefühl spricht: „Ich bin der Gast Gottes und des Propheten." 
So geht das bunte Gewimmel fort, bis die Glut der höher steigenden 
Sonne nöthigt, die Kühle der Häuser aufzusuchen. Nur wer sich einmal 
in seinem Leben in London durch den Strand gewunden hat, kann sich 
einen Begriff von dem Gedränge in den Straßen Kairos machen. 
' Busch.
	        
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