Der Siebenjährige Krieg. 1756 — 1763.
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bei der Langsamkeit des Transports die kriegerischen Unternehmungen
vielfach lähmte. Auch dieTaktikder Zeit wird durch diese Rücksichten Taktik
bestimmt. In langen, starren Linien war das Fußvolk aufgestellt
(Lineartaktik). Durch Auflösung der Schlachtreihe hätte man geglaubt
die Wucht des Angriffs zu schwächen und zugleich die Disziplin zu ge-
fährden; auch war die Feuerwirkung der damaligen Schußwaffen viel
geringer als die der jetzigen Gewehre und Geschütze, die eine solche'
Taktik von vornherein unmöglich machen würde.
Für die Strategie der Zeit ist außer der Abhängigkeit von den
Magazinen die Scheu vor entscheidenden Schlägen kennzeichnend; man
trug Bedenken, ein Heer, das allerdings im Zeitalter der geworbenen
Armeen schwer zu ersetzen war, durch das Wagnis einer Schlacht aufs
Spiel zu setzen, und suchte lieber durch geschickt angelegte Manöver dem
Feinde Boden abzugewinnen. So trägt die Kriegführung des 18. Jahr¬
hunderts den Charakter einer gewissen methodischen Langsamkeit; es
kam ihr mehr darauf an, die Kräfte des Feindes zu erschöpfen und zu
ermatten, als sie durch kräftige Schläge zu vernichten, worauf die heutige
Kriegführung ausgeht. Friedrich hat sich mehrfach zu der Ver-
nichtungsstrategie bekannt und weit öfter Schlachten geschlagen, als die
Methodiker seiner Zeit für gut hielten; erst in seinen späteren Lebens-
jähren, zumal in der Not des langen Verteidigungskrieges, den er
führen mußte, und der ihn zu vorsichtiger Schonung seiner Streitkräfte
zwang, hat er sich mehr den Anschauungen der überlieferten Strategie
zugeneigt.
§ 154. Tie ersten drei Kriegsjahre. Als Friedrich in Sachsen ein-1756
fiel, zog sich das sächsische Heer in ein festes Lager bei Pirna zurück,
wo es eingeschlossen wurde. Dem zum Entsatz heranrückenden öfter-
reichischen Feldmarschall Browne ging Friedrich entgegen und schlug ihn
bei Lobositz zurück. Darauf kapitulierten die Sachsen; die Mann-LoboM
schaften wurden in das preußische Heer eingestellt, desertierten indessen
in Menge. Das Land wurde in preußische Verwaltung genommen und
ein großer Teil der Kriegskosten darauf abgewälzt.
Im Jahre 1757 begann Friedrich den Angriff auf Böhmen;^) er 1757
1) In der Instruktion, die er damals dem Minister Graf Finckenstein
erteilte, gab er ihm Anordnungen für den Fall ungünstiger Kriegsereignisse,
insbesondere für den Fall seines Todes oder seiner Gefangennahme. „Wenn
ich das Unglück hätte, vom Feinde gefangen zu werden, .... so will ich mich
für den Staat opfern, und man soll alsdann meinem Bruder gehorchen" (dem