Full text: Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen (Teil 2)

Heinrich V. 1106—1125. 
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nehmen, führte ihn, als die Römer sich erhoben, mit sich in die Cam- 
pagna und nötigte ihn, auf die Investitur zu verzichten 
und ihn zu krönen. Zugleich mußte der Papst versprechen, ihn nicht 
bannen zu wollen. Siegreich kehrte er nach Deutschland zurück und be- 
stattete mit kaiserlichem Prunk die Leiche seines Vaters im Dom zu Speier. 
Zwar nicht der Papst, aber eine burgundische Synode sprach den Fürsten- 
Bann über Heinrich aus. In Deutschland aber entstand gegen die 
erstarkte königliche Macht ein Fürstenaufstand, dessen Führer der 
Herzog von Sachsen, Lothar von Supplinburg, war. Erst 
nach langen Kämpfen kam es zur Versöhnung mit den deutschen Fürsten W°rms-r 
und sodann 1122 zur Beilegung des Jnvestiturstreits durch das Kon- 1122 
kordat von Worms: die Bischöfe sollten von nun an durch das 
Kapitel, aber in Gegenwart des Königs oder seines Vertreters gewählt 
werden; der König sollte sie darauf durch das Zepter mit den weltlichen 
Hoheitsrechten belehnen; dagegen verzichtete er auf die geistliche In- 
vestitur durch Ring und Stab. 1125 starb Heinrich V. kinderlos. 
§ 17. Ergebnisse. Der Versuch Heinrichs IV., die Macht des Das Reich 
deutschen Königtums wesentlich zu verstärken, war nicht gelungen. 
Vielmehr hatte der unter ihm beginnende Jnvestiturstreit das Reich 
in doppelter Beziehung stark erschüttert: Heinrich V. hatte auf das 
Recht, die Bischöfe zu ernennen, verzichten müssen, und die 
Sondergewalt der großen Vasallen war gewachsen. In jene Zeit 
fällt die erste Aufstellung eines Gegenkönigs. Der Bürgerkrieg, der 
die letzten 50 Jahre der Salier erfüllt hatte, dauerte auch unter den 
beiden nächsten Königen fort, bis Friedrich Barbarossa die 
Macht des Königtums über die Vasallen wieder feststellte, während sich 
ihm zugleich die deutsche Kirche anschloß. 
In dem lang andauernden Bürgerkriege vergaben die großen Lehnsadel 
Vasallen und Grundherren einen großen Teil ihres Gutes zu Lehen, 
um ihr reisiges Gefolge zu vermehren; so wuchs der niedere Adel, 
der nur dem Schildesamt lebte und sich über eigene wirtschaftliche 
Arbeit erhaben fühlte, außerordentlich. Es bildete sich ein Stand von 
unfreien Dien st mannen oder Ministerialen, der durch die 
Ehre des Rittergurts mehr und mehr von den hörigen Standesgenossen 
geschieden wurde und allmählich mit den freien Rittern zu einem 
Stande zusammenwuchs. 
Trotz des inneren Zwistes entwickelte sich die deutsche Volks- Wirtschaft 
Wirtschaft. Immer reger wurde der Handel und die Gewerbtätig- 
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte, Ausgabe C für Oberlhzeen. II. 2
	        
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