20 . Die deutsche Kaiserzei». 919 — 1250.
entstanden, beherrscht von der kriegerischen Ritterschaft, die sie ge-
gründet hatte. Ihre Formen waren die des L e h n s st a a t e s , und
so litten sie an denselben Gebrechen wie die Staaten des Abendlandes,
an Schwäche der Zentralgewalt und Unzuverlässigkeit der Vasallen;
die Fürsten von Edessa, Antiochien und Tripolis, zu denen noch kleinere
Vasallen traten, standen nur in loser Abhängigkeit vom Könige von
Jerusalem. Es kam dazu, daß die Geistlichkeit, an ihrer Spitze der
Patriarch von Jerusalem, einen maßgebenden Einfluß für sich be-
anspruchte. Endlich fehlte nicht das Element des Bürgertums,
da sich in den Küstenstädten Kolonien italienischer Kaufleute ansiedelten.
Nationalität Zwar gewannen die Kreuzfahrerstaaten insofern eine gewisse
nationale Einheit, als das französische Volkstum, das schon
von Anfang an überwogen hatte, allmählich das herrschende wurde.
Wirtschaft!.Ebenso hob sich das Land wirtschaftlich trotz des andauernden
Kriegszustandes: die Erzeugnisse der Levante, Südfrüchte und Weine,
Lyrisches Glas und Purpur, Seide und Baumwolle, Zucker, Spezereien,
wurden ausgeführt; die Küstenstüdte wurden Mittelpunkte des Handels
zwischen Orient und Okzident. Andrerseits war die Begleiterscheinung
der unsicheren Verhältnisse, die dem einzelnen heute reiche Beute oder
Handelsgewinn, morgen Tod oder Gefangenschaft brachten, ein wüstes
Genußleben und tiefe Unsittlichkeit.
Geistliche Eine eigentümliche Vereinigung der mönchischen und ritterlichen
Ritterorden a , ^ . , , . ,
Ideale trat in den geistlichen Ritterorden zutage. Der
Tempelritterorden, der seinen Namen von seiner Wohnung
im königlichen Palast nahe der Stelle des einstigen salomonischen Tem-
pels hatte, vereinigte zuerst die Gelübde der Armut, Keuschheit und
des Gehorsams mit dem des Kampfes zum Schutz der Pilger und der
heiligen Stätten; er bestand aus Rittern, Geistlichen und dienenden
Brüdern; an seiner Spitze stand ein Meister. Nach diesem Vorbild
organisierte sich die Genossenschaft der Pfleger des Johanneshospitals
zu Jerusalem, das schon vor dem ersten Kreuzzug von einem reichen
Amalfitaner Kaufmann begründet worden war; so entstand der Orden
der Johanniter oder Hospitaliter. Im dritten Kreuzzug trat
beiden Orden der der D e u t s ch r i t t e r zur Seite.