Der Befreiungskrieg im Jahre 1813.
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quartier der schleichen Armee. Bernadotte war ein vorsichtiger Zauderer,
und auch die Hauptarmee wurde im Geiste methodischer Langsamkeit
geführt.
Napoleon hatte ein nur wenig schwächeres Heer, 440 000 Mann.
Er hatte den Vorteil des einheitlichen Oberbefehls und der konzentrierten
Stellung; sein Hauptquartier war Dresden. Den ersten Schlag dachte er
gegen die Nordarmee zu führen und das verhaßte Berlin in Brand zu
schießen. Dorthin sandte er den Marschall Oudinot. Bernadotte hatte
die Absicht, zurückzugehen und die preußische Hauptstadt dem Feinde zu
überlassen. Da griff sein Unterbefehlshaber, der preußische General von
B ü l o w, am 23. August 1813, einem Regentage, bei Großbeeren IAg?
südlich von Berlin einen Teil der französischen Truppen an und warf ihn
in die Flucht. Oudinot ging zurück; der erste Sieg war erfochten.
Indessen war Napoleon selbst nach Schlesien eingerückt, wo er die
Hauptmacht des Feindes vermutete. Da jedoch unterdessen die böhmische
Armee die Pässe des Erzgebirges überschritt und auf Dresden losging, so
kehrte er wieder um, ließ aber den Marschall Macdonald Blücher
gegenüber. Ohne die Nähe der Blücherschen Armee zu ahnen, erstieg dieser
am 26. August unter strömendem Regen die Höhen am rechten Ufer der
K atz b ach unweit Liegnitz, in der Nähe der „Walstatt", wo einst bie2fa|5ft
Mongolenschlacht geschlagen worden war. Da wurde er plötzlich angegriffen ' '
und nach heftigem Kampfe, in dem die Preußen vielfach mit dem Kolben
dreinschlugen, völlig geschlagen. Viele Feinde fanden in dem angeschwollenen
Flusse den Tod. Dem Siege folgte eine tatkräftige Verfolgung, durch die
das feindliche Heer gänzlich aufgelöst wurde; viele Kanonen wurden erbeutet,
zahlreiche Gefangene gemacht. „Schlesien ist vom Feinde befreit!" so begann
der Armeebefehl, in dem der siegreiche Feldherr seinen Truppen dankte.
In denselben Tagen freilich trug Napoleon einen Sieg über die
böhmische Armee davon, die Dresden am linken Elbufer angegriffen Dresden,
hatte, aber unter schweren Verlusten zurückgeworfen wurde. Selbst der
Rückzug über die Bergpässe schien gefährdet, da der französische General
Vandamme auf der Pirna-Teplitzer Straße das Gebirge überschritt,
um die Verbündeten im Rücken zu bedrohen. Aber ein kleines russisches
Korps hielt tapser stand, bis die Hilfe herannahte, die König Friedrich
Wilhelm sandte; und als preußische Truppen unter Kleist die Franzosen
im Rücken angriffen, wurden diese bei Kulm und Nollendors ver- Kulm und
nichtet, Vandamme selbst gefangen genommen.
So war von der böhmischen Armee ein schweres Schicksal glücklich
abgewendet worden, während die beiden anderen Heere glänzende Siege
Neubauer. Geschichtl. Lehrbuch B. Y. 6. Aufl. 3