Full text: Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab (Teil 5)

Deutschland und Preußen. 
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der Staat in hervorragender Weise. Die allgemeine Schulpflicht blieb 
auch ferner eine der Grundlagen des preußischen Staatswesens. Das Volks- 
schulwesen, dessen Pflege den Gemeinden überlassen blieb, nahm einen 
hohen Aufschwung; viele Gymnasien entstanden; für die Rheinlande wurde 
in Bonn eine neue Universität gegründet. 
So vereinigte Preußen die Pflege der Waffen mit der Pflege der 
allgemeinen Bildung. Gleichzeitig nahm sich die Regierung der Volks- 
Wirtschaft an. Der Verkehr wurde dadurch gefördert, daß zahlreiche 
Chausseen gebaut und ein umfassendes Straßennetz geschaffen wurde. 
Besonders bedeutungsvoll aber war es, daß die preußische Regierung 
Schritte tat, um der in Deutschland herrschenden wirtschaftlichen Zer- 
splitterung ein Ende zu machen. Jeder deutsche Staat nämlich, mochte er 
noch so klein sein, ließ an seinen Grenzen Zölle erheben; dadurch wurde 
der Handelsverkehr erschwert, die Waren verteuert, der Schmuggel groß- 
gezogen. Jetzt bot die preußische Regierung den übrigen deutschen Re-V 
gierungen an, sich mit ihr über die Gründung eines Zollvereins zu Zollverein, 
einigen, innerhalb dessen alle Zollschranken fallen und ein einheitliches Wirt¬ 
schaftsgebiet geschaffen werden sollte. Lange zögerten diese aus Besorgnis, 
Preußen wolle die Zolleinigung benutzen, um seine politische Macht zu 
vergrößern; ja manche Staaten schlössen sich im Gegensatz zu Preußen zu 
besonderen wirtschaftlichen Verbindungen zusammen, so Bayern und 
Württemberg. Da trat im Jahre 1828 zuerst Hessen-Darm- 
stadt mit Preußen in einen Zollbund; andere Staaten, vor allen 
der bayrisch-württembergische Zollverein und Sachsen, folgten einige 
Jahre später, und so wurde ein großer Teil Deutschlands Wirtschaft- 
lich geeinigt. In der Neujahrsnacht 1833/34 hoben sich zwischen den 
meisten deutschen Ländern die Schlagbäume, um die laUgen Reihen der 
wartenden Frachtwagen zum ersten Male ohne Zoll hindurchzulassen; sie 
senkten sich nicht wieder, und der Handel hatte freie Bahn. Die segens¬ 
reichen Folgen des Zollvereins machten sich bald geltend. Seitdem Mverews 
zwischen den einzelnen Staaten die Zollschranken gefallen waren, öffnete ^ 
sich dem Gewerbe ein einheitliches Absatzgebiet, das vom 
Bodensee bis zur Memel reichte. Nach außen traten die Zollvereins- 
staaten gemeinsam auf und konnten die heimische Industrie durch gemein- 
same Maßregeln schützen und fördern. Zugleich aber hatte der Abschluß 
des Zollvereins eine politische Bedeutung. Der regere Verkehr brachte 
Süd- und Norddeutsche näher zusammen; zum ersten Male war ein großer 
Teil Deutschlands unter Preußens Führung geeinigt; so war der Zollverein 
der Vorläufer der nationalen Einigung Deutschlands.
	        
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