II. Die Zeit der athenischen Grofsmacht (479 — 431).
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Athene aus Gold und Elfenbein im Parthenon, Giebelstatuen,
Cellareliefs am Parthenon u. s. w., Zeusbild zu Olympia1). Die
Kosten dieser Bauten und ihrer Ausschmückung bestritt Perikies
zunächst aus den Einkünften Attikas (zahlreiche Markt- und Hafen¬
zölle und sonstige Steuern, Erträge der laurischen Silbergruben),
sodann aus den Beiträgen der unterthänigen Städte, soweit sie nicht
für Kriegszwecke verwandt wurden; diese betrugen mindestens
400 Talente (= 1900000 J6) jährlich, oft auch bedeutend mehr.
ß) Wie die (durch die Schrift fixierte) Dichtung jedes Volkes
hatte auch die griechische mit der Epik begonnen und in den
Homerischen Gedichten nie erreichte Muster geschaffen (um 850).
Hundert Jahre später verfafste Hesiodos aus Böotien didaktische
Epen von religiösem Charakter. Nun begann die Lyrik aufzu¬
blühen (Alkaios und Sappho von Mytilene, Anakreon von Teos),
welche durch Simonides von Keos und dem Thebaner Pindaros
zwischen 500 und 450 ihren Höhepunkt erreichte. Die Heimat
der Dramas ist Attika. Seine Anfänge reichen bis in die Zeit
des Peisistratos (Thespis) und sind, weil alle Kunst in der Götter¬
verehrung wurzelt, an chorische Aufführungen bei der Feier der
Dionysien geknüpft. Die gröfsten Tragiker der antiken Welt sind
Äschylos, der in den Schlachten gegen die Perser mitkämpfte
(„Die Perser“, „Die Sieben gegen Theben“, die Trilogie „Orestie“),
Sophokles, der 16 Jahre vor der Schlacht bei Salamis geboren
wurde und kurz vor Beendigung des peloponnesischen Krieges starb
(„Antigone“, „Aias“, „König Ödipus“, „Ödipus auf Kolonos“) und
sein jüngerer Zeitgenosse Euripides (s. S. 45).
y) Der Fortschritt in den Wissenschaften wird bezeichnet
durch bedeutsame Leistungen in der Heilkunde (Hippokrates), die
Entstehung der Geschichtschreibung (Herodotos) und das Auf¬
kommen der Sophistik. Herodot aus Halikarnafs, „der Vater der
Geschichte“, schrieb ein Werk, das den Kampf der Hellenen und
Barbaren zum Gegenstände hat, aber episodenartig auch die frühere
Geschichte der orientalischen Völker und manches aus der älte¬
ren Zeit der Griechen erzählt. Die Sophisten, „Lehrer der
Weisheit“, waren Philosophen und Rhetoren, welche die jungen
1) Eine spätere Kopie davon ist der Zeus von Otricoli.
Q
Brettschneider, Hilfsbuch, I. o