III. Karl V. im Kampfe mit der Reformation (1546—55).
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mühungen des kaiserlichen Yicekanzlers Held geschlossene katho¬
lische Nürnberger Bund (1538) der Reformation grofsen Abbruch
that. In höherem Grade geschah das durch die Ärgernis erre¬
gende Bigamie des Landgrafen Philipp (1540) und durch Uneinig¬
keit und unkluge Mafsregeln der protestantischen Fürsten. Trotz¬
dem erreichte in den Jahren 1539 — 46 die Macht des Protestan¬
tismus ihren Höhepunkt. Yon gröfster Bedeutung war es, dafs
der Nachfolger und Bruder Georgs von Sachsen Heinrich im
Herzogtum Sachsen 1539 die Reformation einführte und Joachim II.
von Brandenburg, dem Yolkswillen nachgebend, am 1. Nov. 1539
in der Nikolaikirche zu Spandau das Abendmahl unter beiderlei
Gestalt nahm, worin sein Bruder Johann von Küstrin ihm schon
vorangegangen war, und sich zum summus episcopus seines Lan¬
des erklärte. Im J. 1542 war ganz Norddeutschland und ein
grofser Teil Süddeutschlands protestantisch; von gröfseren Gebie
ten war nur noch Österreich, Bayern, die Kurpfalz (bis 1546)
und die drei rheinischen Kurfürstentümer katholisch; aber auch
hier gab es bedeutende protestantische Regungen; versuchte doch
der Erzbischof von Köln Hermann von Wied die Reformation
einzuführen (1543), die freilich später (1547) durch Kaiser und
Papst unterdrückt wurde. Nie war Karl Y., infolge äufserer Be¬
drängnisse, der Reformation gegenüber nachgiebiger als 1540
bis 44, was ihm die Gegnerschaft der Kurie zuzog; er veranstal¬
tete sogar Religionsgespräche (zu Regensburg 1541), die natürlich
ergebnislos verliefen. Sogar unter den Kardinälen Pauls III. gab
es Stimmen (Morone, Contarini), die der kirchlichen Reform ge¬
neigt waren.
III. Karl Y. im Kampfe mit der Reformation (1546—55).
1. Der Schmalkaldische Krieg und Karls Y.
höchste Machtentfaltung.
a) Der Schmalkaldische Krieg (1546 — 47). Dafs Karl Y.
alle seine Zugeständnisse nur unter äufserem Zwange gemacht
hatte, zeigte sich sofort nach dem Frieden von Crepy und blieb
den Protestanten auch nicht verborgen. Noch vor Ausbruch des
Krieges starb Luther am 18. Febr. 1546 in Eisleben, wohin er
Brettschneider, Hilfsbuch, II. 9