Full text: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

16 
Erste Periode. Vom 4. Jh. bis 843. 
Koreischiten, dem die Herrschaft in Mekka und die Aufsicht über 
üie Kaaba gehörte, und der Familie der Haschimiten stammend, 
geboren. Des früh Verwaisten und Verarmten nahmen sich Ver¬ 
wandte an und sandten ihn auf Handelsreisen aus. Durch die 
Heirat mit der reichen Kaufmannswitwe Chadidscba gewann er 
viele Mittel und Mufse. Betrübt über die zerfahrenen Zustände 
in Mekka sowohl wie unter allen anderen arabischen Stämmen, 
die in gegenseitiger Befehdung ihre Kräfte aufrieben, angeregt 
durch das, was er auf seinen Reisen von höher entwickelten Reli¬ 
gionen gesehen, dem Judentum, das er aber nur in talmudischer, 
und dem Christentum, das er nur in apokrypher Form und durch 
Bilderdienst entstellt kennen gelernt, eine grüblerische Natur und 
doch von nervöser Erregbarkeit, die sich bis zu krankhaften Zu¬ 
ständen steigerte, beschlofs Mohammed, von seiner göttlichen Be¬ 
rufung überzeugt, seinem Volke nicht nur eine neue Religion, einen 
reinen Monotheismus, zu schaffen („Gott ist Allah“), sondern auch 
-dasselbe unter seiner Herrschaft einheitlich zusammenzufassen („und 
Mohammed ist sein Prophet“). Im Alter von 40 Jahren mit seinen 
Lehren auftretend, fand er in Mekka nur Spott und dann Ver¬ 
folgung, sodafs er 622 nach Medina floh (Hedschra)1. Hier 
gewann er Anhang, bezwang Mekka und unterwarf bis zu seinem 
Tode (632) fast ganz Arabien. — Seine Religion (Islam = gläubige 
Ergebung [in Allahs Willen], Moslemin = Gläubige) ist ein reiner 
Monotheismus, dem aber gemäfs der phantasielosen und nüchternen 
Art der Semiten (vgl. Teil I S. 4) jede innere Vertiefung, jede 
Vorstellung eines mystischen Verhältnisses des Menschen zur 
Gottheit fehlt. Seine Moral ist ganz äufserlich: zahllose Gebete, 
Waschungen, Almosengeben, das Gebot nach Mekka zu pilgern 
(die Kaaba blieb trotz des Monotheismus nationales Heiligtum); 
daher auch der Fatalismus, das Gebot seine Lehre mit Gewalt zu 
verbreiten, die Verheifsung der sinnlich ausgemalten Freuden des 
Paradieses; daher die Unbesiegbarkeit des Islam viele Jahrhunderte 
lang; daher aber auch der Mangel innerer Entwickelung und die 
1) Von da beginnt die mohammedanische Zeitrechnung. Der erste Tag 
dieser Ära ist der Anfang des arabischen (Mond-) Jahres, in dessen drittem 
Monat Mohammed floh, =16. Juli 622 n. Chr.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.