II. Der Islam.
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Erstarrung, der diese Religion mit der weltlich-geistlichen Despotie,
die sie schuf, anheimfallen mufste. Immerhin besteht Mohammeds
Verdienst darin, dafs er zahlreichen Völkern Asiens und Afrikas,
denen das Christentum zu hoch war, eine Religion schuf, die dog¬
matisch und ethisch weit über ihren nationalen Götzendiensten
stand.
2. Das Khalifat bis 750.
Als Nachfolger (Khalif) Mohammeds in seiner Stellung als
Herrscher und Oberpriester wurde sein Schwiegervater Abu Bekr
anerkannt, der des Propheten Aussprüche zusammenstellen liefs
(der Koran, von Othman von neuem redigiert). Dann folgte der
tüchtige und kriegerische Omar, der Syrien, Iran (Anfang 637
Schlacht bei Kadesia, wo der letzte Sassanide Jezdegerd geschlagen
wurde), Mesopotamien (Gründung von Bassora) und Ägypten (Grün¬
dung von Cairo) eroberte. Nach der Ermordung des schwachen
Ommajaden Othman folgte endlich Ali, der Gemahl von Moham¬
meds Tochter Fatime. Gegen ihn erhob sich der Ommajade
Moawija, der nach Alis Ermordung (661) die Dynastie der Omma¬
jaden (661—750) begründete, die ihren Sitz in Damaskus nahmen.
Die islamitische Welt spaltete sich seitdem in zwei Teile, die
Schiiten oder Aliten, die nur Mohammeds Verwandte als wahre
Khalifen und den Koran, den sie nach freiem Ermessen auslegten,
als einziges Religionsbuch anerkannten, und die Sunniten, die
Anhänger der Ommajaden, die auch die nach Abschlufs des Korans
sich bildende Tradition (Sunna) annahmen. Unter den Ommajaden
erweiterte sich die Herrschaft des Islam im Osten bis zum Indus
und über Turan (Gegensatz der schiitischen Perser und der sun¬
nitischen Türken!), im Westen über Nordafrika und Spanien; ihrem
weiteren Vordringen setzte hier erst der Sieg Karl Martells bei
Poitiers (732) ein Ziel. Im J. 750 erhob sich gegen die Ommajaden
Abul Abbas, der Begründer der Dynastie der Abbasiden. Alle
Ommajaden wurden ermordet aufser Abderrhaman, der nach Spanien
entkam und dies Land vom Khalifat losrifs (Khalifat von Cor¬
doba). Hauptstadt der Abbasiden wurde seit Al Mansur Bagdad.
Der gröfste Herrscher aus diesem Geschlechte ist Karls d. Gr. Zeit¬
genosse Harun al Raschid.
Brettschneider, Hilfsbuch, II. 2