Full text: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

IV. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums. 21 
IV. Das fränkische Deich und die Erneuerung des 
abendländischen Kaisertums. 
1. Entstehung und Erweiterung des fränkischen 
Deiches zum Grofskönigtum. 
a) Chlodowech (481 — 511). Die Franken zerfielen in drei 
Gruppen, die Salier (zweifelhafte Ableitung) zwischen der Nordsee¬ 
küste und der Maas, die Ripuarier (von ripa Ufer) zwischen Maas 
und Rhein und die Oberfranken oder Chatten r. vom Rhein. Der 
Gründer des fränkischen Einheitstaates ist der Salier Ch 1 o do wech 
aus dem Geschlechte der Merowinger, der die anderen Häuptlinge 
der fränkischen Stämme durch List und Gewalt beseitigte und 
König des gesamten Yolkes wurde. Er dehnte seine Herrschaft 
aus durch eine Reihe von Kriegen: 1. gegen Syagrius, der den 
nach dem Untergange des weströmischen Reiches noch übrig ge¬ 
bliebenen Rest desselben, das Land etwa zwischen der Loire, der 
oberen Maas und der Somme beherrschte; ihn schlug Chlodowech 
486 bei Soissons und gewann das Land bis zur Loire; 2. gegen 
die Alamannen, die 496 geschlagen wurden1 und einen Teil ihres 
Landes verloren; 8. nach einem ergebnislosen Kriege mit den 
Burgunden (500) gegen die Westgoten, die, 507 in der Ebene 
von Poitiers geschlagen, aus Gallien weichen mufsten. Die Be¬ 
siegten blieben im Besitz ihrer Freiheit, ihres Rechts, ihres Eigen¬ 
tums. Ferner ist Chlodowechs Regierung von höchster Bedeutung 
deshalb, weil er, beeinflufst von seiner Gemahlin, der burgundischen 
Chrotechildis, aus kluger politischer Berechnung und unter dem 
Eindrücke der Not in der Alamannenschlacht den Entschlufs fafste 
das Christentum anzunehmen, und zwar nach Lage der Dinge 
naturgemäfs das katholische; er und 3000 vornehme Franken 
liefsen sich taufen vom Bischof Remigius von Tours1 2. Dadurch 
gewann er die Unterstützung des orthodoxen römischen Klerus auch 
1) Sicher nicht bei Zülpich (Tolbiacum)! 
2) Ob die von Gregor von Tours (Ende des 6. Jh.) überlieferten Worte 
bei der Taufe „Mitis depone colla, Sicamber; adora quod incendisti, incende 
quod adorasti“ historisch sind, ist nicht zu erweisen. 
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