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Sechste Periode. Von 1648—1789. — Erster Abschnitt. Von 1648 —1740.
der Krone anznerkennen. Darauf trat an die Spitze des Türken¬
krieges Prinz Eugen von Savoyen1, Österreichs gröfster Feld¬
herr und Staatsmann im 18. Jh. Er siegte bei Zenta a. d. Theifs
entscheidend (1697). Im Frieden von Karlowitz (bei Peter¬
wardein) trat 1699 die Pforte an Österreich Ungarn, Siebenbürgen
und den gröfsten Teil von Slawonien und Kroatien, an Polen
Teile der Ukraine und Podolien, an Venedig Morea ab.
1716 unternahm Österreich (Karl VI.) als Bundesgenosse der
von den Türken angegriffenen Republik Venedig einen neuen
Türkenkrieg, der nach glänzenden Siegen Eugens bei Peter¬
wardein und Belgrad zum Frieden von Passarowitz (ö. von Belgrad)
führte (1718), in dem Österreich das Banat, das nördl. Serbien
und die Walachei bis zur Aluta erhielt. Die beiden letztgenannten
Gebiete aber mufsten nach einem neuen, unglücklichen Kriege
im Frieden von Belgrad wieder abgetreten werden (1739).
6. Der spanische Erbfolgekrieg und die Herstellung
des Gleichgewichtes der Grofsstaaten.
§19. a) Die Veranlassung. Bei der Kinderlosigkeit und Kränk¬
lichkeit des letzten spanischen Habsburgers, Karls II., hatte die
Frage, wer Erbe der spanischen Monarchie werden solle, schon
lange die Aufmerksamkeit beschäftigt. Ansprüche erhoben Lud¬
wig XIV. für seinen jüngeren Enkel Philipp von Anjou,
Leopold I. für seinen jüngeren Sohn Karl und der Kurprinz
Josef Ferdinand von Bayern2. Die Seemächte England und
Holland, aus politischen Gründen und aus Handelsinteressen
wegen der Verbindung Spaniens mit Frankreich oder Österreich
besorgt, suchten eine Teilung der spanischen Monarchie herbei¬
zuführen, sodafs der Haupterbe Josef Ferdinand würde. Nach¬
dem der Tod des jungen Kurprinzen 1699 diesen Plan vereitelt
hatte, gelang es der französischen Diplomatie die Häupter der
spanischen Nationalpartei und Karl II. für die französische Thron-
1) Er war der Sohn des Grafen von Savoyen - Soissons und der Olympia
Mancini, einer Nichte Mazarins, zu der Ludwig XIY. eine Zeitlang eine Nei¬
gung empfunden hatte. Da Olympia sich später mit dem Könige verfeindete
und dieser ihrem Sohn den Eintritt in das französische Heer verwehrte, wandte
sich Eugen nach Österreich.