Object: Der Westphälische Kinderfreund

für Verstand und Herz. 37 
Adam, sagte Herr Frühling, du kannst hier bleiben, bis 
dein Vater dir wieder gut wird. 
Adams Mutter war lange krank. Man glaubte sie 
würde sterben; allein sie starb nicht, mußte aber große 
Schmerzen leiden. Das Loch im Kopfe heilte nach zwei 
Wochen zu, und sie konnte dann das Bett verlassen und 
herumgehen. Da kam Adam, fiel vor ihr auf die Knie, 
weinte und sagte: Mutter, Vergebung! Vergebung! 
Die Mutter weinte auch, hob ihren Sohn auf, und 
sprach mit schwacher Stimme: Adam, es sey dir verzie¬ 
hen, aber sei in Zukunft besser. Das versprach Adam, 
und küßte der Mutter die Hand, und benetzte sie mit Thrä¬ 
nen. Der Vater kam dazu, weinte mit, und vergab sei¬ 
nem Sohne, der noch einmal versprach in Zukunft besser 
zu seyn. 
33. Der ungehorsame Franz. 
Franz bekam, von seinen Eltern sehr oft die Erinne¬ 
rung, daß er ja nicht mit Ferdinand umgehen solle. Er 
wollte immer die Ursach wissen, warum sie ihm dieß un¬ 
tersagten, sie hielten es aber nicht für gut, sie ihm be¬ 
kannt zu machen, und sagten ihm weiter nichts, als ein 
gutes Kind müsse alles thun, was ihm von seinen Eltern 
befohlen würde, und alles unterlassen, was sie ihm unter¬ 
sagten, wenn es auch gleich nicht wisse warum; denn 
die Eltern wüßten, was den Kindern gut wäre, und hät¬ 
ten sie viel zu lieb, als daß sie ihnen etwas Böses rathen 
sollten. 
Damit mußte sich nun Franz beruhigen, und eini¬ 
ge Wochen Ferdinands Umgang vermeiden. Einmal gin¬ 
gen aber seine Eltern aus, um einen Freund zu besuchen, 
da wachte bei Franzen auf einmal die Lust auf, zu Fer¬ 
dinand zu gehen. Ferdinand ist ja ein guter und lustiger 
0 Junge.. Deine Eltern können dir ja nicht alle Freude 
verbieten. Wenn sie es freilich erführen, daß du unge¬ 
horsam gewesen wärest — da wärest du wohl vor Strafe 
nicht sicher. Aber wie wollen sie es denn erfahren? sie 
sind ja abwesend. Ferdinand wird mich gewiß nicht ver, 
rathen, und ich — ja ich will gewiß nichts sagen.
	        
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