Full text: Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab (Teil 5)

Der Einsall nach Frankreich 1814 und der Wiener Kongreß. 
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es war jetzt ein wahrhaft deutscher, nicht mehr ein halbslavischer 
Staat; es erhielt die Wacht zugleich an der Weichsel und am Rheine; 
seine wesentlichsten Interessen waren nicht verschieden von denen des 
gesamten Deutschlands. 
Anders war die EntWickelung Österreichs. Tirol, Salz- 
bürg und die illyrischen Provinzen erhielt es zurück; dazu 
wurden ihm V e n e t i e n und die L o m Bardel zugesprochen, wäh¬ 
rend es auf Belgien verzichtete. Sein Gebiet war jetzt besser abgerundet 
als vordem; aber es war ein nur teilweise deutscher, zum andern Teil 
slavisch-ungarisch-italienischer Staat; seine Interessen waren in wich- 
tigen Beziehungen andere als die Deutschlands. 
Bayern erhielt als Entschädigung für Tirol und Salzburg die 
Rheinpfalz. 
Holland wurde mit Belgien zu einem Königreich der Vereinig- 
ten Niederlande verbunden. Die Schweiz wurde für neutral 
erklärt. Norwegen wurde mit Schweden durch Personalunion ver- 
einigt. In Italien wurden die früheren Regierungen wiederhergestellt.- 
/Die Hoffnung vieler Patrioten, daß man die deutschen Staaten Di^deutsche 
durch ein engeres Band zusammenfassen und ein neues deutsches Reich 
aus den Trümmern des alten erstehen lassen würde, erfüllte sich nicht. Ver- 
geblich trat Stein, der ebenfalls in Wien anwesend war, mit aller 
Tatkraft für die deutsche Einheit ein. Nach Metternichs Ansicht lag 
eine Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs nicht in Österreichs 
Interesse; die Mittelstaaten ferner wollten möglichst wenig von der 
Souveränität opfern, die ihnen Napoleon verliehen hatte; auch Preußen 
konnte sich einem Habsburgischen Kaiser unmöglich unterordnen. So 
dauerte der deutsche Dualismus, der durch die Siege Friedrichs des 
Großen begründet worden war, fort. 
Anstatt eines Deutschen Reiches wurde der D e u t s ch e Bund ge- 
schaffen. Er umfaßte 39 Staaten; der König von England gehörte 
ihm als König von Hannover, der König von Holland als Großherzog 
von Luxemburg, der König von Dänemark als Herzog von Schleswig- 
Holstein an. Von Österreich gehörte nur die westliche Hälfte zum 
Bunde; auch die preußischen Provinzen Preußen und Posen standen 
außerhalb des Bundes. Die Vertreter der 39 Bundesstaaten traten in 
Frankfurt am Main zum Bundestag zusammen, dessen Beratungen 
sehr schwerfällig verliefen, und der nur geringe Macht besaß. Österreich 
führte den Vorsitz. Für die Fortbildung der deutschen Einheit hat der 
Bundestag fast nichts geleistet/^
	        
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