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54 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Kaiser Franz I. sein schwacher Sohn Ferdinand I. gefolgt; auch
unter ihm war Fürst Metternich der leitende Staatsmann Öfter-
Metternichs re^§ geblieben. Da entstand in Wien ein Aufruhr, durch den Metter-
nich gestürzt und zur Flucht ins Ausland genötigt wurde. Auch in
Berlin erreichte die Erregung der Massen eine solche Höhe, daß Fried-
r i ch W i l h e l m IV. den bisher festgehaltenen Standpunkt aufgab und
am 18. März dem Volke durch einen Erlaß eine Verfassung versprach.
Diese Nachricht erregte allgemeinen Jubel. Als aber nunmehr Truppen
den Befehl erhielten, die Volksmengen, welche das königliche Schloß um-
lagerten, zurückzudrängen, und dabei zwei Schüsse fielen, schlug, obwohl
niemand verletzt worden war, die Stimmung um; Agitatoren, teilweise
polnischer Herkunft, regten die Massen auf; Barrikaden wurden gebaut,
Berliner und es entstand ein S t r a ß e n a u f st a n d. Zwar wurden noch an
^8^ März" demselben Tage die meisten der Barrikaden von den Truppen genommen.
1848 Aber der König, welcher weiteres'Blutvergießen zu verhindern wünschte,
ließ sich bestimmen, die Truppen zurückzuziehen; infolge eines mißver-
stündlichen Befehls verließen sie sogar die Hauptstadt.
Allmählich wurde die Ruhe in der Hauptstadt wiederhergestellt.
Doch konnte das Palais des Prinzen Wilhelm, des Bruders des
Königs, der als Thronfolger den Titel eines Prinzen von Preußen
führte, nur dadurch vor der Plünderung behütet werden, daß man es
als „Nationaleigentum" bezeichnete. Der Prinz, der für einen Feind
der Verfassung galt, ging damals auf Anordnung des Königs auf einige
Wochen nach England. Das preußische Königtum hatte dadurch, daß
es der Revolution nicht entschieden entgegengetreten war, überall an An-
sehen verloren. Nicht auf Preußen setzten die, welche von dieser Be-
wegung eine Einigung des deutschen Vaterlandes erhofften, ihre Zu-
verficht; sie schauten nach Frankfurt, wo im Mai des Jahres zum
ersten Male ein deutsches Parlament zusammentrat.
preußische ^§^5. Tie preußischen Verfassungskämpfe. Wie es der König ver-
Nattonal- sprochen hatte, trat indessen in Berlin eine preußische National-
sammlungVersammlung zusammen, um mit der Regierung zusammen eine
Verfassung zu schaffen. In dieser Versammlung aber überwog die demo-
kratische Partei, die darauf ausging, die Macht des Königtums möglichst
zu beschränken und dem Parlament den maßgebenden politischen Einfluß
zu verschaffen. Gleichzeitig kam es in Berlin zu starken Ausschreitungen
des Straßenpöbels, welcher unbeliebte Persönlichkeiten mit Mißhand-
hingen bedrohte und in einer Nacht sogar einen Sturm auf das Zeug-
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