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Dritte Periode. 500 — 431 v. Chr.
Olympiaden-
jahr.
Jahr
vor Chr.
Politische Geschichte.
Kunst und Literatur.
Lxxxm,4.
445.
Perikies wieder unterworfen72). Dreissigjähriger Friede
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Pheidias"),
Polykleitosv),
Blüthe der Baukunst*).
72) Thuc. I, 114. Diod. XII, 7, 22. Flut. Fer. 23. Zur rung vertrieben; in letztere Stadt werden 1000 athenische Kleruchen
Sicherung des Besitzes werden aus Chalkis die Aristokraten {in- geschickt.
noßoTui genannt), aus Hestiäa aber die gesammte freie Bevölke-
er hei dem herkömmlichen Typus, Flin. XXXIV, 58. Cic. Brut. 18.
Quint. XII, 10.
u) Pheidias, Sohn des Charmides, aus Athen, lebte um 500
bis 438. Plut. Fer. 31. Flin. XXXIV, 49, unterwiesen von Hegias
und Ageladas, Schol. Arist. Ban. 504. Suid. s. v. rtkuäug. Tzetz.
Chil. VII, 154. VIII, 192. Aus der Beute der Perserkriege arbeitete
er verschiedene Kunstwerke, namentlich die kolossale eherne Statue
der Athene Promachos auf der Akropolis, FLerod. V, 77. Faus. I,
28, 2, das Bild der Athene Areia zu Platää aus Holz und Marmor,
Faus. IX, 4, 1, eine Statuengruppe als Weihgeschenk für Delphi,
Faus. X, 10, 1. Er ward darauf von Perikies mit der Oberleitung
seiner grossen Bauten betraut, Flut. Per. 12. 13, und verfertigte
das Bild der Athene Parthenos für den Parthenon, Max. Tyr.
Bissert. XIV, p. 260. Faus. I, 24, 5. 7. Plin. XXXIV, 54. XXXVI,
10. Plut. Per. 31, aus Gold und Elfenbein, das im Jahr 438 geweiht
wurde, Schol. Arist. pac. 604, s. Euseb. Chron. Arm. p. 106. Dann
ging er im Verein mit mehreren Schülern nach Elis und arbeitete
das Bild des Zeus für den Tempel zu Olympia, ebenfalls aus Elfen¬
bein und Gold, Plin. XXXV, 54. Paus. V, 10, 2. V, 11. 14, 5.
Strab. p. 353 f. Bio Chrys. Or. XII, p. 248. Emp.: rj/afQOV xui
Gsfxv'ov ¿v uXvnui G/rjfxazi, zov ßiov xui fatijg xui avfznuvzcov
SozrjQu zcov uyu&oöv, xoiv'ov uvd-Qtönwv xui nuzt'ou xui GwzrjQU
xui cptXuxu, cbg dvvuzov fjv xtvrjzoj diavorjd-svzu ^UfxrjGua&ut
zr\v {Isiuv xui äu?']%uvov (pvaiv. Nach seiner Rückkehr ward er
von Perikies’ Gegnern angeklagt, zuerst wegen Veruntreuung eines
Theiles des für die Athene Parthenos bestimmten Goldes, dann
wegen Gotteslästerung, weil er auf dem Schilde der Göttin sein
und des Perikies Bild angebracht hatte, und stirbt im Gefängniss,
Schol. Arist. Pac. 605. Plut. Fer. 31. Biod. XII, 39. Von seiner
idealen Kunstrichtung, mit der eine vollendete technische Ausbil¬
dung verbunden war, urtheilt Cicero Or. II, 3: Nec vero ille arti-
fez, cum faceret Iovis formam aut Minervae, contemplabatur ali-
quem, e quo similitudinem duceret, sed ipsius in mente insidebat
species pulchritudinis eximia quaedam, quam intuens in eaque
defixus, ad illius similitudinem artem et manum dirigebat. Wir
können über seine Werke urtheilen nach den Bruchstücken der
Giebelstatuen und den Reliefs der Metopen und des Frieses der
Cella vom Parthenon, wie nach den erhaltenen Sculpturen am Fries
des Erechtheions, die jedenfalls nach Pheidias Erfindung und An¬
leitung gearbeitet sind. Demselben Zeitalter gehören die Reliefs
vom Tempel der Nike Apteros in Athen, die Reliefs von den Meto¬
pen des Zeustempels zu Olympia und vom Fries des Apollotempels
zu Phigalia an. Unter den Schülern und Mitarbeitern des Pheidiaü
sind die bedeutendsten Alkamenes, Plin. XXXVI, 16, Agorakritos,
Paus. IV, 34, 1. Plin. a. a. 0. 17, Kolotes, Plin. XXXV, 54, und
Theokosmos, Paus. I, 40, 3.
v) Polykleitos, Zeitgenosse des Pheidias aus Sikyon, ansässig
in Argos, Schüler des Ageladas, Plin. XXXIV, 49. Paus. VI, 6, 1.
vgl. Thuc. IV, 133. Sein berühmtestes Götterbild war die Hera
von Argos, Paus. II, 17, 4. Strab. p. 372, hochberühmt war auch
seine Amazone, mit der er im Wettstreit mit anderen Künstlern, ,>
selbst dem Pheidias, den Preis erhielt, Plin. XXXIV, 53. Am
meisten aber arbeitete er Knaben- und Jünglingsgestalten und olym-
pische Sieger. Unter diesen war besonders berühmt der Diadume-
nos, ein Jüngling, der sich die Siegerbinde ums Haupt bindet
(eine Nachbildung befindet sich im Palast Farnese zu Rom) , und
der Doryphoros, ein Knabe mit dem Speer, Plin. XXXIV, 55. Cic. j \
Brut. 86. Orat. II, 5. Er bestimmte in einer Schrift das Eben-
maass und die Verhältnisse der Glieder des menschlichen Leibes i
und stellte dieselben in einer mustergültigen Figur dar, beide Ka¬
non genannt, Plin. a. a. O. Er stützte den Schwerpunkt seiner Sta- |
tuen auf ein Bein, a. a. 0., vollendete die Toreutik, die Cisellirung ;|
edler Metalle für kleinere Kunstwerke, Plin. XXXIV, 54. 56, und J
war ausgezeichnet in Gold- und Elfenbeinarbeiten, Strab. p. 372. I
Auch als Baumeister wird er gerühmt wegen des von ihm erbauten
Theaters zu Epidauros, Paus. II, 27, 5. Quintilian urtheilt von
ihm, XII, 10, 7: Diligentia ac decor in Polycleto supra ceteros,
cui quamquam a plerisque tribuitur palma, tarnen, ne nihil detra-
hatur, deesse pondus putant. Nam ut humanae formae decorem !
addiderit supra verum, ita non explevisse deorum auctoritatem vide-
tur. Quin aetatem quoque graviorem dicitur refugisse, nihil ausus :
ultra leves genas. Demselben Zeitalter gehört noch an Kallimachos,
Paus. I, 26, 7. IX, 2, 5, dem die Erfindung des korinthischen
Kapitäls beigelegt wird, Vitruv. IV, 1, 9. Er vervollkommnete
das Bohren des Steines, Paus. I, 26, 7, und wird wegen seiner
Sorgfalt im Ausdrücken der kleinsten und feinsten Details Kuzazrj-
¡¡¿ze/vog genannt. Eine grosse Reihe von Schülern des Polykleitos ;
zählt Plinius XXXIV, 50 auf.
w) Die ältesten griechischen Bauwerke sind die Riesenmauern
der Akropolen, oft Cyklopenmauern genannt {Kvxhconeeu ovquviu
t«i/rj, Soph. Electr. 1167), deren Ueberbleibsel die Ruinen von
Tiryns, Mykene mit dem Löwenthor, Orchomenos, Lykosura, La¬
rissa u. a. zeigen. Zu den ältesten Gebäuden gehören auch die
Schatzhäuser der Fürsten, wie namentlich das kuppelförmige Schatz- ,
haus des Atreus in Mykene. Nach Einwanderung der Dorer ent- :
wickelt sich die Baukunst im Tempelbau, und zwar bildet sich
zuerst der dorische Stil desselben aus, ursprünglich Holzbau, Paus. ;
VIII, 10, 2, besonders kenntlich an den cannelierten Säulen ohne
Basis, dem einfachen Kapitäl und den Triglyphen oder Dreischlitzen
des Frieses. Reich ausgebildet erscheint der dorische Baustil dann
in Korinth, wo die Ausschmückung der Giebelfelder durch Reliefs
von Thon so wie der Stirnziegel durch bildliche Zierrathen erfunden
wurde, besonders auch als Byzes von Naxos den kunstreichen Schnitt
der Marmorziegel erfand, Pind. Ol. 13, 21. Plin. XXXV, 152.
Neben dem einfachen und strengen dorischen entwickelt sich in
Ionien der leichtere und schmuckreichere ionische Baustil, der
schon im 6ten Jahrhundert am Dianentempel zu Ephesos ausgebil¬
det erscheint, unterschieden durch den schlankeren Säulenschaft
und die Volute des Kapitäls, Herod. I, 92. Plin. XVI. 212. XXXVI,
95 f. Vitruv. IV, 1. Seit Perikies’ Zeit tritt daneben der korinthi-