Full text: Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts

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Wilhelm verkündete, daß Er für Sich und Seine Erben an der Krone 
Preußens den altehrwürdigen Titel des Deutschen Kaifers in neuem Glänze 
wiederherstellen wolle. 
Hm ITTorgen des 18. begab sich der Kronprinz nach dem Schloß, um 
hier Seinen (Erlauchten Vater zu empfangen. Huf dem Schloßhofe stand, 
ebenso wie vor der hauptwache, als Ehrenwache eine Kompagnie des 
(7.) Königs-Grenadier-Regiments mit der Fahne. 
Se. Majestät verließen Hllerhöchst Ihr Hauptquartier Schlag 12 Uhr. 
vor dem Schlosse angekommen, ließen Hllerhöchstdieselben es auch heute 
Sich nicht nehmen, die Truppen der Ehrenwache zu inspizieren. 
Während Se. Majestät, umgeben von den Prinzen, den Fürsten, Gene- 
raleit und Ministem, noch einige Hugenblicke in den Vorzimmern der Fest¬ 
räume verweilten, hatte sich in dem Saale, wo die Feierlichkeit stattfinden 
sollte, der Galerie des Glaces, die Versammlung geordnet. Hn der Süd¬ 
seite, die nach dem Park geht, rechts und links von dem mit einer roten 
Decke bekleideten HItar, welche als Symbol das Zeichen des Eisernen Kreuzes 
trug, standen die Truppen, welche die Fahnen nach Versailles begleitet 
hatten. Die Fahnen selbst, von den Fahnenträgern gehalten, hatten ihren 
Platz auf einer Estrade an der Gstseite des Festraumes. Die Zahl der 
anwesenden Offiziere betrug zwischen 5—600. 
Bald nach 121/* Uhr traten Se. Majestät in den Festsaal ein, während 
ein Sängerchor, zusammengesetzt aus Mannschaften des 7., 47. und 58. Regi¬ 
ments, das „Jauchzet dem Herrn alle Welt" anstimmte. Der König nahm 
in der Mitte vor dem HItar Hufftellung, im Halbkreise um Se. Majestät 
die Prinzen und Fürsten; der Kronprinz, Prinz Hdalbert von Preußen, 
der Kronprinz und Prinz Georg von Sachsen, die Großherzöge von Baden, 
Sachsen und Oldenburg, die herzöge von Coburg, Meiningen und Hlten- 
bürg, die Prinzen Otto, Luitpold und Leopold von Bayern, die Prinzen 
Wilhelm und Hugust, sowie die herzöge (Eugen der ältere und (Eugen 
der Jüngere von Württemberg, die (Erbgroßherzöge von Sachsen, Medien- 
burg-Schwerin und -Strelitz, die (Erbprinzen von Meiningen, Hnhatt, die 
Fürsten von Schaumburg-Ltppe und Schwarzburg-Rudolstadt, der (Erbprinz 
von hohenzoltern, der Landgraf von Hessen, der Herzog von Huguftenburg, 
die Fürsten von Wied, Putbus, Lynar, Pleß, die Prinzen von Heuß, drot), 
Birou von Turland. hinter den Fürsten und ihnen zur Seite standen die 
Generale und Minister. Hn der Spitze des linken Flügels der Bundeskanzler, 
der hausminister Freiherr von Schleinitz, rechts Staatsminister Delbrück. 
Nach dem (Ehorgesang sang die Gemeinde einen Vers des Chorals: 
„Sei Lob und (Ehre". Dann folgte die Liturgie und darauf die Festrede. 
Nachdem der Gesang: „Nun danket alle Gott" und der Segen die kirchliche 
Feierlichkeit beendet hatten, schritten Se. Majestät durch die Rethen der 
Versammlung auf die Estrade zu, verlasen vor den Fahnen die Urkunde 
der Verkündigung des Kaiserreichs und gaben dann dem Bundeskanzler 
den Befehl zur Verlesung der „Proklamation an das deutsche Volk". Mit 
lauter Stimme rief darauf der Großherzog von Baden: „Se. Majestät der 
Kaiser Wilhelm lebe hoch!"
	        
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