Full text: Mittelalter und neue Zeit bis zum Westfälischen Frieden (Bd. 1)

§ 63. Gesteigerte Spannung zwischen den Religionsparteien. 
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Union gegenüber vereinigten sich im folgenden Jahre auf Betreiben des 
Herzogs Maximilian von Bayern die katholischen Fürsten, vorerst mit 
Ausschluß Österreichs, zum Bunde der „Liga". Auch sie stellten ein 
ansehnliches Bundesheer auf, an dessen Spitze alsbald der bayerische 
Feldherr Tilly berufen wurde. So standen sich beide Teile unter der 
Führung des pfälzischen und des bayerischen Fürsten kampfbereit gegen- 
über, gerade zu einer Zeit, als wegen der Erbfolge in Jülich-Kleve ein 
neuer Parteistreit entbrannte. 
Johann Hserktaes von geboren auf Schloß Tilly in den spanischen 
Niederlanden und später in den Grasenstand erhoben, war zuerst in spanischen 
und österreichischen Diensten gestanden. Nach Bayern berufen, wurde er (seit 1610) 
als Generallieutenant (und Feldmarschall) an die Spitze der bayerischen und damit 
auch der ligisttschen Armee gestellt und bewährte sich durch zwei Jahrzehnte als 
deren unbesieglichen Feldherrn. 
7. Per Iüticher Erbfolge streit (1609—1614). Im Jahre 1609 
war Johann Wilhelm, der letzte Herzog von Jülich-Berg (nebst Kleve, 
Mark, Ravensberg und Ravenstein) kinderlos gestorben. Erbberechtigt 
schienen der Pfalzgraf (Philipp Ludwig) von Neuburg und der Kurfürst 
(Johann Sigismund) von Brandenburg, welche durch Schwägerschaft 
nächste Verwandte des verstorbenen Herzogs waren. Unter heftigen 
Anfeindungen seitens anderer, vom Kaiser unterstützter Erbprätendenten 
(des kursächsischen Hauses) nahmen diese beiden Fürsten einstweilen ge- 
meinsamen Besitz von den erledigten Ländern und suchten die kaiserlichen 
Heere aus denselben zu verdrängen. 
Sie fanden hiezu die Mithilfe der Union und des französischen Königs 
Heinrich IV. Des letzteren plötzlicher Tod (1610) unterbrach die Fortsetzung des 
Kampfes, worauf es zu einem Waffenstillstand kam. Aber eine zwischen Branden- 
bürg und Neuburg verabredete Vermählung der beiderseitigen Kinder zerschlug 
sich. Daraufhin trat einerseits Wolfgang Wilhelm, der Erbfolger von 
Pfalz-Neuburg, zur katholischen Religion über (1613) und ver- 
mahlte sich mit Magdalena, einer Schwester Maximilians von Bayern, um die 
Hilfe der Liga zu gewinnen; andererseits nahm Johann Sigismund von 
Brandenburg den Kalvinismus an, um sich den Beistand der resor- 
mierten Staaten, namentlich der holländischen Generalstaaten, zu sichern. Wieder 
rückten die feindlichen Heere in die strittigen Länder ein und suchten sie mit 
Verheerungen und Brandfchatznngen heim. 
Da kam es vor der Entscheidung der Waffen im Vertrage von 
Xanten 1614 zu einer vorläufigen Teilung: Jülich und Berg mit 
der Hauptstadt Düsseldorf fielen an Wolfgang Wilhelm 
von Neuburg, die Nebenländer an Sigismund von Brandenburg. 
Beide Fürsten wandten die gewonnenen Gebiete, die verschiedenen Bekennt- 
nissen zugethan waren, demjenigen Glauben zu, welchen sie selber kürzlich 
angenommen hatten, ohne jedoch schroffe Maßregeln zu gebrauchen. Die endgültige
	        
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