§ 12. Bayern unter den Agilolfingern (554—788).
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Die allgemeine Christianisierung Bayerns erfolgte erst vom Franken-
reiche aus seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Inzwischen waren
die Bayern in ihrer Mehrzahl aus einem wandernden Kriegerstamm ein
friedsames, ackerbautreibendes Volk geworden, das die Glaubensboten
willig bei sich aufnahm. Dies waren meist Mönche aus Irland und
England, woselbst das Christentum durch römische Missionäre, wie
Patricius und Augustinus, schon im 5. und 6. Jahrhundert verbreitet
worden war.
Glaubensboten im südlichen Deutschland. Bei dem Volke der Ala-
mannen wurde das Christentum um das Jahr 600 durch zwei irische Mönche,
St. Kolumban und St. Gallus, mit großem Erfolge gepredigt (St. Gallen
gegründet 614); in der inneren Schweiz predigte St. Fridolin, in Schwaben
St. Magnus (um 650). In Ostfranken (bei Würzburg) trat um 680 der schottische
Missionär St. Kilian auf. In Bayern wirkten die fränkischen Missionäre St.
Emmeram (zu Regensburg um 650), St. Rupert um (700 in Salzburg) und
St. Korbinian (um 720 in Freising), noch etwas später St. Willibald zu
Eichstätt. Die höchsten Verdienste um die innere Ordnung des bayerischen Kirchen-
Wesens erwarb sich der Hl. Bonifatius.
3. Wirksamkeit des Kf. Wonifatius. Die Bekehrung der
Bayern, der Thüringer und Hessen hat der Hl. Bonifatius vollendet
und durch die Einsetzung der bischöflichen Ordnung (um 735) dauernd
befestigt. Ob seiner ausnehmenden Verdienste hat man ihn mit Recht
den „Apostel der Deutschen" geheißen.
Winfried, als Benediktinermönch (mit lateinischem Namen) Bonifatius
geheißen, war angelsächsischer Herkunft. Er war um 716 zum erstenmal als
Glaubensbote bei den Friesen aufgetreten. Vom Papste zum Missionär für
Deutschland ernannt, wirkte er in Thüringen, Hessen und Bayern mit größtem
Erfolge für die Ausbreitung des Glaubens und die Befestigung der Kirche. Seit
732 zum Erzbischof von Deutschland erhoben, gründete er in bayerischen Landen
die Bistümer Freising, Salzburg, Passau, Regensburg und
Eichstätt. Auch die Bistümer Würzburg und Erfurt und mehrere Klöster, wie
Fritzlar und Fulda in Hessen, verdanken ihre Entstehung dem unermüdlichen Gottes-
mann. Dort im Hessenlande bei Geismar war es auch, wo er die uralte, dem
Gotte Wodan heilige Eiche vor den Augen des staunenden Volkes mit eigenen
Händen fällte, um diesem die Ohnmacht seiner vermeintlichen Götter zu erweisen.
Wegen seiner Verdienste um die Kirche wurde Bonifatius vom Papste zum
Primas (dem obersten Erzbischof) des Fränkischen Reiches ernannt (747).
Als solcher nahm er seinen Sitz in Mainz (daher der später geltende Vorrang
des Mainzer Erzbischoss über die anderen Kirchenfürsten Deutschlands). Mit den
anderen Bischöfen des Frankenreichs beteiligte er sich an der Krönung und Salbung
des Hausmeiers Pippin zum König der Franken (in Soissons 751). Am liebsten
weilte er im Kloster Fulda, woselbst unter einem seiner Schüler (Sturm aus
Bayern) .eine Art Hochschule für Geistliche aufblühte.
Als 74 jähriger Greis unternahm Bonifatius eine letzte Misfionsreife zu den
Friesen, um selber das Werk ihrer Bekehrung zu vollenden. Dort aber wurde
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