Full text: Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Bd. 2)

134 § 112. Preußens Erhebung 1813. 
herab. Nur einige hundert von ihnen haben den Riemen zum zweitenmal über- 
schritten. — Am 18. Oktober 1833 wurde dem Andenken der 30000 Landeskinder, 
die in Rußland gefallen, in München ein eherner Obelisk gesetzt mit der ehrenden 
nschrist: ..Auch sie starben für des Vaterlandes Befreiung." 
Ii. Ilmschwung der Z>inge. Seit dem Untergang der französischen 
Armee war Alexander I., von Stein trefflich beraten, zu dem Entschluß 
gelangt, den Krieg bis zum völligen Sturze des gehaßten Gegners fort- 
zusetzen. Hiebei brauchte er aber die Bundesgenossenschaft Deutschlands, 
hosür ihm die Stimmung des deutschen Volkes von selbst entgegenkam. 
/ a) Jorks Lossagung. Noch schreckte man in Berlin und Wien vor einem 
offenen Bündnis gegen Napoleon zurück. Da wagte es der preußische General 
der mit seinem gut erhaltenen Hilfscorps noch an der russisch-preußischen 
Grenze stand, aus eiaene Verantwortung am 30. Dezember mit Rußland die 
Konvention von Tanroggen einzugehen, wonach die gegenseitigen Feind- 
seligkeiten eingestellt sein sollten. Zwar verweigerte König Friedrich Wilhelm III. 
auf Hardenbergs Rat die Bestatigü^'^II^" sprach^'unl des äußeren Scheines 
willen orfs Absetzung aus, aber insgeheim billigte man die entschlossene 2hat. 
Die Russen nahmen sofort Besitz von den preußischen Ländern bis an die Weichsel. 
d) Österreichs Waffenruhe. Auch mit Österreich hatte Rußland eine 
Verständigung angebahnt und Waffenstillstand geschlossen (Januar 1813). 
e) Napoleons neue Rüstungen. Andererseits durchschaute Napoleon 
ebenfalls den ganzen Ernst seiner bedenklichen Lage und rüstete aufs eifrigste, 
um allen Plänen der Gegner zuvorzukommen. 
C. Die Befreiungskriege J8J3— 
Vgl. Karte X. 
§ 112. 
Preußens Erhebung 1813. 
1. Aie Kriegserklärung. Die Minister Hardenberg und Schorn- 
Horst begannen seit Januar 1813 geheime Rüstungen. Anfangs März 
rückten die Russen (mit Jork verbündet) von Ostpreußen nach Branden- 
bürg vor. Nunmehr trat Preußen aus seiner Zurückhaltung heraus und 
erklärte auf Grund vorhergegangener Vereinbarungen seinen Anschluß 
an Rußland und den Krieg gegen Frankreich (16. März). 
Schon am 22. Januar hatte Friedrich Wilhelm unauffälligerweise fein Hoflager 
von Potsdam nach Breslau verlegt, um sich freier bewegen zu können. Am 
28. Februar war zu Kalifch (in Polen) eine prenßisch-russische Allianz abgeschlossen 
worden, Taut deren Preußen auf den früheren Besitzstand gebracht und „Europa 
wieder befreit werden sollte". 
2. Kampsöegeisternng. Keines der deutschen Länder war von 
Napoleon härter mißhandelt worden als Preußen. Um so glühender
	        
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