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§ 121. Fortdauernde Blüte der Tondichtung.
wurden: einerseits durch die blendende Kunstfertigkeit der Italienischen Musik und
andererseits durch die obsiegende Romantische Tonkunst.
2. ?ie Italienische Musik, an der sich ehedem Gluck und Mozart gebildet
hatten, empfing ihrerseits wieder neue Anregungen durch diese Tonkünstler. Spontini,
Cherubini und Cimarosa, ebenso die Franzosen Mehul und Boieldieu wandelten in
Mozarts Bahnen. Über diese seine Vorbilder und Zeitgenossen aber erhob sich
Rossini, der mit seinen sinnengefälligen Bravourkünsten und Effektstücken die
klassische Musik aus dem Felde schlug und sich auch in Wien unverdienterweise den
Ehrenplatz Beethovens aneignete. Zu seinen besseren Opern gehören „Der Barbier
von Sevilla" und „Othello" (1816), namentlich aber „Wilhelm Tell" (1829 in Paris
geschrieben).
3. Komantische Musik. Wie in der Dichtung so kommt auch in der
Tonkunst nach der klassischen Richtung und teilweise noch neben derselben die
Romantische Schule in Geltung. In ihr tritt mit der Neigung zum Volks-
tümlichen und Märchenhaften auch die Abirrung pm Phantastischen und
Exaltierten zu Tage, und zwar schon bei den Begründern der Richtung, wie
bei Ludwig Sp ohr. Der glänzendste Vertreter nationaler und Volkstum-
licher Romantik ist Karl Maria von Weber (seit 1817 Kapellmeister in
Dresden, f 1826 in London). Seine namhaftesten Werke brachten die sämt-
lichen Hauptäußerungen der neuen Richtung zu künstlerischer Gestaltung, so
„Körners Kriegslieder" (patriotische Romantik), ferner seine Opern „Freischütz"
(dämonisch-phantastische Romantik), „Preziosa" (sentimentaleRomantik), „Eury-
anthe" (ritterliche Romantik) und „Oberon" (Elfen- und Märchenromantik).
Endlich fand noch die Liederromantik des Dichters Wilhelm Müller ihren
ebenbürtigen Ausdruck in den Kompositionen seiner Dichtungen durch den gleich-
gesinnten jugendlichen Tonkünstler Franz Schubert (f 1828 in Wien), der auch
sonst als vielseitiger Komponist hochbedeutend gewesen ist.
§ 122.
Wissenschaften und Erfindungen.
Unter den Wissenschaften erlebten vor allem die alt klassischen
Studien eine glänzende Neubelebung durch Friedrich August Wolf (Home-
rische Studien 1795), in der Folge durch Gottfried Hermann, August Böckh,
Otsried Müller und andere Universitätslehrer der griechisch-römischen Literatur.
Neben der Sprachwissenschaft blüht die Philosophie, welche durch Fichte,
Schleiermacher und Schölling, ferner die Geschichts- und Staatswissen-
schaft, welche durch Männer wie Johannes Müller, Georg Bcirthold Niebuhr
und Wilhelm von Humboldt vertreten sind. Die Naturwissenschaften
machen (unter Friedrich Herschel, Karl Gauß, Alexander von Humboldt und
anderen) allseitige Fortschritte.
In München begründen Reichenbach und Utzschneider 1804 ein mathe-
matisch-mechanisches und später noch ein optisches Institut: ebendort erfindet
Seneselder die namentlich für den Notendruck verwertete Lithographie (1795),
Fraunhofer Verbesserungen der Ferngläser (1808) und Gabelsberger die