40
auf zahlreiche saubere Häuser, die, mit schmucken Gärten
umgeben, in anmutiger Reihenfolge an den sanfter gewordenen
Uferseiten liegen. Unmittelbar aber im Vordergrund erhebt
sich die schöne Bischofstadt Passau mit ihrem ehrwürdigen
Dome und zahlreichen Türmen und darüber die Festung
Oberhaus mit ihren Mauern und Zinnen hoch empor.
Hier gewinnt der Inn wieder an Breite. Die Ufer
sind zurückgetreten; das Flußtal hat sich erweitert und
wie ein mächtiger Strom rauscht der entfesselte Inn an den
Mauern Passaus entlang. Aber nur mehr auf kurze Strecke
entfaltet der aus weiter Ferne gekommene Gebirgsslnß seine
Herrlichkeit. Am Ostende der Stadt endet sein Name und
seine Wogen vereinigen sich mit denen der Donau.
(9t. Waltenberger.)
25. Wpin der Kurze.
Pipin der Kurze war nicht groß,
Doch Karls des Großen Vater,
In aller Weise fehlerlos,
Ein treuer Volksberater.
Der beste Held im Frankenreich,
Der Kirche Wohlgefallen,
An Weisheit nur sich selbergleich,
An Tapferkeit vor allen.
War nicht geboren auf dem
Thron,
Doch für den Thron geboren,
Zum Herrscher war des Ham¬
mers Sohn
Von Gottes Gnad' erkoren.
Papst Zacharias sprach dies
Wort:
„Des Königs Würd' und Nanien
Gebührt der Völker starkem
Hort!"
Und alle Welt sprach: „Amen!"
D och unser Held, derKurze, schien
Zu klein manch Keinen Geistern;
Die maßen mit den Augen ihn
Und hatten viel zu meistern.
Des schwieg der Held und
ritterlich
Sinnt er, den Hohn zu dämpfen,
Und lädt zum Spiele männiglich,
Wo wilde Tiere kämpfen.
Schon eilt das Volk herbei mit
Drang;
Die stolzen Großen alle,
Sie nahen beim Trompetenklang
Mit lautem Waffenschalle.
Still sitztPipin, gedankenschwer,
Wie nahend Ungewitter
Wirft er nur Blicke um sich
her.
Da rauscht herauf das Gitter.
Ein grimmer Leu, ein wilder
Stier,
Die stürzen in die Schranken.
Begegnen sich mit Kampfbegier,
Und keiner wollte wanken.
Fetzt aber reißt des Leuen Zahn
Den Ur in dem Genicke
Und reißt ihn nieder aus den
Plan,
Blut, Feu'r und Wut im Blicke.