Full text: Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Bd. 2)

§ 142. Ausgang des Krieges und Friedensschluß 1871. 213 
Waffenstillstandes zugestanden mit der Bedingung, daß auch die bisher nicht be- 
zwungene Festung Belfort ausgeliefert werde; doch ward der dortigen Besatzung 
ein ehrenvoller Abzug bewilligt (16. Februar). 
3. Z>ie Ariedensschlüsse zu Wersailkes und zu Frankfurt. 
Nach sechstägigen Verhandlungen zwischen Thiers und Bismarck erfolgte 
zu Versailles die Vereinbarung des Präliminarfriedens am 26. Februar: 
Deutschland erhielt Deutschlothringen (mit Metz) und Elsaß 
(ohne Belsort), ans;erdemeine Krieg sentschädignng v on fitnf 
Milliarden Franken zugesprochen. Vom 1. Mär^ an wurde 
ein Teil der französischen Hauptstadt durch deutsche Truppen besetzt. Aber 
noch am gleichen Tage nahm die Nationalversammlung den Frieden an, 
worauf die Deutschen am 3. März Paris wieder räumten. 
Der endgültige Friedensschluß wurde nach. Umlauf von drei Monaten 
im Auftrage der beiderseitigen Regierungen durch Jules Favre und 
durch Bismarck zu Frankfurt a. M. am 10. Mai 1871 unterzeichnet. 
Bis zur vollen Auszahlung der Kriegskosten blieben östliche Grenzgebiete 
Frankreichs noch weiterhin besetzt (bis 1873). 
Die zurückgewonnene deutsche Grenzmark Els aß-Lothring en (ungefähr so 
groß wie das Großherzogtum Baden) mit V-j2 Millionen Einwohnern wurde 
selbständiges Reichsland unter einem kaiserlichen Statthalter. Metz und Straßburg 
sind wieder unsere vornehmsten Warten an der westlichen Landesgrenze wie ehedem. 
Bedauerlicherweise bekundete ein großer Teil der elsässischen und lothringischen 
Bevölkerung gegen die Neuangliederung ans alte Vaterland offenen Widerwillen. 
Anch die Franzosen lieben es noch heute, gegen den „Raub" ihrer Grenzprovinzen 
zu eifern und damit die nationalen Leidenschaften aufzureizen. 
4. I)er Kommunardenaufstand in Waris. Die vor Paris ge- 
lagerten deutschen Truppen mußten als unbeteiligte Zuschauer noch ein 
grüßliches Nachspiel des Krieges mit ansehen, als die Pariser „Kommune" 
einen blutigen Aufstand gegen die eigene Regierung erhob. 
Aufgebracht über den ruhmlosen Ausgang des Krieges, über die opferschweren 
Friedensbedingungen und über die nutzlos überstandenen Mühsale der Belagerung, 
empörte sich der Pariser Pöbel gegen die eigene Regierung, zumal dieselbe ihren 
Sitz von Bordeaux nicht nach Paris, sondern nach Versailles verlegt hatte und 
eine Wiederherstellung der Monarchie befürchten ließ. Am 18. März bemächtigte 
sich die „Revolution der Kommune" des Pariser Stadtregimentes und eröffnete 
einen greuelvollen Bürgerkrieg gegen die „Bersailler". Brand und Mord wüteten 
in der Stadt. Erst Ende Mai konnte dieser erbittertste aller Aufstände, der je 
Paris heimgesucht, durch die Truppen der republikanischen Regierung bezwungen 
werden. Bald darauf wurde Thiers zum Präsidenten der Republik ernannt. 
Nach Umlauf von zwei Jahren folgte ihm in dieser Würde Mac-Mahon x) 
x) Präsidenten der Französischen Republik seit 1871: Thiers bis 1873, Mac- 
Mahon bis 1879, Grevy bis 1887, Carnot bis 1894 (ermordet in Lyon), Perier bis 
Januar 1895, Faure bis zum 16. Febr. 1899, seitdem Loubet.
	        
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