fullscreen: Der allgemeine Geschichtsunterricht (Unterrichtsstufe 3)

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Koburg vermählt, regierte seitdem in dem verwüsteten und durchaus nicht beruhigten 
Lande, bald den Forderungen der Konstitutionellen (Septembristen) sich fügend, 
bald durch Intriguen die unbequeme Herrschaft abwerfend (Donna Maria starb 
1853, ihr Sohn Pedro V., zuerst unter Vormundschaft seines Vaters Ferdinand, 
dann seit 1855 selbständig; seit 1861 sein Bruder Ludwig I.). 
c) Italien. Die spanische Konstitution hatte eine fast ansteckende Kraft. 
Denn kaum war sie in Spanien durchgesetzt, als auch in Italien, wo sich seit 
der französischen Revolution mehr als in irgend einem andern Lande der Revo¬ 
lutionsgeist zu erkennen gab, nach derselben verlangt wurde. Dies geschah zuerst 
in Neapel nach einem durch die Carbonari erregten Aufstande. Ferdinand IV. 
(seit dem Frieden Ferdinand I. genannt, 1815 — 25) willigte ein (1820). So¬ 
gleich verlangten die Bewohner von Palermo dieselbe Verfassung. Österreich, Russ¬ 
land und Preußen sahen sich genötigt, ihrer Verbindung gemäß, einzuschreiten. Sie 
luden Ferdinand zu'einem Kongress nach Troppau und später nach Laibach 
ein und erklärten sich aufs entschiedenste gegen die Reformen. Als das nichts half, 
rückten die Österreicher unter Frimont in das neapolitanische Gebiet ein, trieben 
das Heer der Neapolitaner in wilder Flucht auseinander, richteten die frühere 
Verfassung wieder ein und unterwarfen auch Benevent und Ponte-Corvo, die dem 
Papste den Gehorsam aufgekündigt hatten, dem Kirchenstaate. Seit 1830 regierte 
Ferdinand II. (Sohn Franz I., 1825 — 30), dem es gelang, das abgefallene 
Sicilien (Mieroslawski) wieder zu unterwerfen uud die liberalen Bewegungen zu 
unterdrücken. Armut, Verwilderung und träger Stumpfsinn herrschten in diesem 
Lande. — Sardinien blieb von dem Einfluss der spanischen Konstitution nicht 
verschont. Eine Empörung der Soldaten zu Alessandria und Turin machte den 
Anfang (1821), worauf Viktor Emanuel zugunsten seines Bruders Felix die 
Krone niederlegte. Schon war die spanische Verfassung anerkannt, als die Öster¬ 
reicher unter Bub na einrückten und nach einem 7stündigen Kampfe bei Novara 
die Empörer zerstreuten. Felix stellte mit Hilfe der zurückbleibenden Österreicher 
die Ruhe wieder her. Unter seinem Nachfolger Karl Albert (1831) wurden 
neue Versuche zum Umsturz der Verfassung gemacht, die aber eben so wenig wie 
der Einfall Romarino's mit italienischen Freiheitsschwärmern Erfolg hatten. 
d) Die amerikanischen Kolonieen. Der Druck, welchen die Statt¬ 
halter sowohl Josefs als Ferdinand's VII. auf die spanischen Kolonieen 
ausübten, gab (1806—1826) die Veranlassung zu einem Kampfe, der für Spanien 
mit dem Verluste aller Besitzungen auf dem Festlande endigte. Es bildeten sich 
die unabhängigen Freistaaten Kolumbia, la Plata oder argentinische Republik, 
Chili, Uruguay, Peru (durch San Martin und Sucre 1824), Bolivia, 
Mexiko und Guatemala, welche anfangs zumtheil von dem talentvollen Kreolen 
Bolivar geleitet wurden, dann sich frei machten, ohne im Innern zu einer festen 
Ordnung zu kommen. Paraguay ward von seinem patriarchalischen Herrschen¬ 
dem Advokaten Dr. Francia, vortrefflich verwaltet. — Mexiko, durch den 
Obersten Jturbide (als Kaiser Augustin I.) zu einem Kaisertum erhoben 
(1822), wandelte sich durch den General Santa Ana in einen Freistaat um und 
ließ den geächteten und von neuem aus Europa zurückgekehrten und nach der Krone 
strebenden Kaiser erschießen (1822). Es bildete dann eine wenig gesicherte Union 
von 20 Staaten. — In ähnlicher Weise erklärte sich Guatemala (1823) für 
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