Full text: Neuere Geschichte von 1648 - 1888 (Teil 9)

§ 31. Der Krieg gegen das kaiserliche Frankreich. 207 
der ersten) Garde, HL, IV., X., EX., [18. schl.-holst. und 25. Hess. Division^ 
Corps, dazu später noch XII. und II. C.) zählte 220000 Mann, die 
dritte unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm (Generalstabsches 
v. Blumenthal) sammelte sich in der Stärke von 195 000 Mann 
(V., XL, I. und II. bayerisches, württembergisches, badisches und später 
noch das VI. C.) zum Schutze Süddeutschlands in der Rheinpfalz. Den 
Oberbefehl über alle Armeen führte König Wilhelm I. selbst, dem 
Moltke als Generalstabschef zur Seite stand. Eine Reservearmee 
ca. 90000 Mann (17. Division [Mecklenburger und Hanseaten^ und 
Landwehren) sollte unter dem Befehle des Großherzogs Friedrich Franz II. 
einem etwaigen dänisch-französischen Einbruch im Norden entgegentreten, 
der jedoch ausblieb. Überhaupt verbrachten die beiden nach der Nord- 
nnd Ostsee entsandten Geschwader der französischen Flotte die Kriegs¬ 
zeit zum Teil infolge der mangelhaften Ausrüstung in völliger That- 
losigfetit 
An der „Erzbereitschaft" der französischen Armee, mit der der Kriegs¬ 
minister General Leboeuf in der Kammer geprahlt hatte, fehlte sehr 
viel. Auch entstand bei der Sammlung der sogenannten „Rheinarmee" 
ein großer Wirrwarr. Von Metz gegen die preußische Grenze hin 
schob Napoleon vier Corps, 160000 Mann, die kaiserliche Garde, 
21000 M., stand bei Nancy, um dann nach Metz zu gehen. Von den 
übrigen drei Corps, zusammen 120 000 M. stark, standen zwei nördlich 
und südlich von Straßburg, das dritte noch im Lager von Chalons s. M. 
Der Oberleitung des Heeres, die beim Kaiser lag, fehlte es an Einheit 
und Plan, so daß mehrere Corps bald auf diesen, bald auf jenen Kriegs¬ 
schauplatz geschickt wurden; die Verpflegung war mangelhaft, aber die 
Soldaten waren bei großem Mangel an Mannszucht doch tapfer und 
gewandt und das Chassepot- dem Zündnadelgewehr überlegen. Während 
aber die deutsche Reiterei, in kühnen Zügen ausschwärmend, einen Schleier 
um die Bewegungen des deutschen Heeres warf und die der Feinde aufs 
beste erkundete, ließ es die französische bei mutigen, aber verlustreichen 
und erfolglosen Angriffen in der Feldschlacht bewenden. — 
2. Die ersten Kämpfe. Nach dem lächerlichen „Siege" von Saar¬ 
brücken, 2. August, der Paris mit wahnsinniger Freude erfüllte, erlitten 
die Franzosen durch preußische und bayerische Truppen der m. Armee 
die erste Niederlage bei Weißenburg. Der Marschall Mac Mahon, 
Herzog von Magenta, der ursprünglich von Straßburg vorbrechend Süd¬ 
deutschland hatte zum Abfall bringen oder erobern sollen, bezog jetzt 
südlich von Wörth mit 45000 Mann eine sehr starke Verteidigungs¬ 
stellung. Hier wurde er vom Kronprinzen angegriffen. Nach mörde¬ 
rischem Kampfe wurde Nachmittags 4% Uhr von Teilen aller fünf Corps 
das Dorf Fröschweiler, der Schlüssel der feindlichen Stellung, er¬ 
stürmt und der Feind in wilde Flucht geworfen. Aber der schöne Sieg 
Die Reserve¬ 
armee. 
Die französische 
Flotte unthätig. 
Die französische 
Armee. 
Sieg bei 
Weißenburg 
4. Aug. 1870. 
Sieg bei 
Wörth 6. Aug 
1870.
	        
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