§ 5. Der Kampf des Großen Kurfürsten gegen Frankreich und Schweden. 19
könne, erprobte Ludwig XIV. 1670, als er unter nichtigem Vorwande
den Herzog Karl IV. von Lothringen ungestört seines Landes be- Vertagung
raubte. Völlig gemeinsame Sache mit Ludwig XIV. machten der von von L?tAngm.
dem französisch gesinnten Domherrn W. v. Fürstenberg geleitete Kur¬
fürst Maximilian Heinrich von Köln und der Bischof von Bund mit
Münster, B. v. Galen. Nur Friedrich Wilhelm würdigte die schwere Münste?
wirtschaftliche und politische Gefahr, in welche ganz Deutschland geriet,
wenn die Niederlande mit den Mündungen der Maas und des Rheins
in Frankreichs Gewalt gerieten. So schloß er mit den knausernden
Holländern aus „purer Geuereuxheydt" ein Bündnis ab. Das war Bund Friedrich
um so kühner, als Holland, nach außen völlig isoliert, im Innern durch
das friedenswütige Kaufherren-Regiment der Generalstaaten, die durch
das ewige Edikt 1667 das kriegstüchtige, von der Gunst des Volkes
getragene Geschlecht der Orauier von den hohen Militärämtern ausge¬
schlossen hatten, erschlafft war. Hollands Kriegswesen war in Verfall
geraten. Um die vermuteten Erfolge des Kurfürsten nicht zu hoch steigen
zu lassen, doch auch nicht ohne ein Gefühl patriotischer Verpflichtung
verbündete sich der Kaiser mit ihm zur Aufrechterhaltung des West- und mit dem
Mischen und des Aachener Friedens. Aber da er noch 1671 sich Frank-
reich gegenüber zur Neutralität verpflichtet hatte, so war die Kriegführung,
der auch ein klares politisches Programm fehlte, dadurch von vornherein
gelähmt.
4. Der Krieg bis zum Vertrage von Vossem (1672—1673).
Mit drei Heeren, 120000 M. stark, drangen die Franzosen durch das Vordringen
Gebiet der verbündeten deutschen Fürsten gegen Holland vor, bemächtigten beL?i£<?n
sich der von den Niederländern nie geräumten Festungen im Kleveschen, Verbündeten,
eroberten Nymwegen, besetzten Utrecht und sandten ihre Reiter bis
gegen Amsterdam, während die kölnisch - münsterschen Truppen
Overyssel und Drenthe eroberten. Als Holland so „in Not" war, machte
eine grimmige Volksbewegung durch die Ermordung der Brüder de
Witt der Patrizierherrschaft ein Ende. Die oranische Partei setzte den Emporkommen
jungen, als Feldherrn und noch mehr als Staatsmann begabten Wil- ‘“St*"1
Helm III. zum Statthalter ein, und die Generalstaaten ernannten ihn Wilhelm m.
zum lebenslänglichen Generalkapitän und Großadmiral. Das Land @tattwter'
wurde nun unter Wasser gesetzt und so der französische Vormarsch zum
Stillstand gebracht. Erst im September vereinigten sich mit den branden-
bnrgischen Truppen (12000 M.) die Kaiserlichen (16000 M.) unter Schlaffe Krieg-
Montecuccoli im Halberstädtischen. Am Rhein und Main wurde
nichts ausgerichtet, und im Winter bemühte sich der Kurfürst vergebens
seine Grafschaft Mark den von dem Marschall Tnrenne unterstützten Friede zu
beiden Bischöfen von Köln und Münster zu entreißen. Jetzt entzog er
sich durch den Frieden zu Vossem (bei Loeweu in Belgien) der nn- Wilhelm und
ehrlichen Bundesgenossenschaft des Kaisers und dem Kriege, unbeschadet i«*j2 ms.