56 H. Zeitalter Friedrichs des Großen. Die Erhebung Preußens zur Großmacht-
II. Zeitalter Friedrichs des Grotzen.
Die Erhebung Kreutzens zur Großmacht.
1740—1766.
A. Die Umgestaltung tmrdj die Keiege.
§ 1 Friedrich II. bis zum ersten schlesischen Kriege.
^Verhältniße" politischen Verhältnisse in Europa. Die Entwick¬
ln^Europab lung Mitteleuropas und die Zukunft Deutschlands hingen davon ab,
welchen Gebrauch der Nachfolger Friedrich Wilhelms I. von der
großen Macht, die sein Vater ihm hinterließ, machen könne und würde-
Im Osten erhob sich drohend der russische Koloß, dem das halb
anarchische Polen nicht mehr gewachsen war. Im Südosten kam der
Fortbestand Österreichs in Frage, sobald Karl VI. die Augen schloß.
Im Norden Deutschlands hatte das Kurfürstentum Hannover einen
starken Rückhalt an dem der Seeherrschaft mächtig zustrebenden Eng¬
land gewonnen, seitdem seine Dynastie dort herrschte, die noch lange
Zeit sich mehr welfisch als englisch fühlte. Im Westen war Frank¬
reich noch immer nicht so entnervt, daß nicht seine so stark zentralisierte
Macht für Deutschland und Mitteleuropa eine Gefahr gebildet hätte.
Bescherte das Schicksal jetzt Preußen keinen Herrscher, der seiner Auf¬
gabe gewachsen war, so brach Deutschland in sich zusammen, und die
Mitte Europas fiel den von der Seite zustrebenden Mächten zur Beute.
2. Friedrichs Jugend. Aber Friedrich II., Preußens Herr¬
scher, der 24 Jahre alt den Thron bestieg, war feiner Ausgabe ge¬
wachsen. Am 24. Januar 1712 geboren, zeigte er trotz schwankender
Gesundheit eine zähe Lebenskraft. Nachdem er der Pflege der wackeren
Frau von Roeonlle entwachsen, wurde feine Erziehung trefflichen
Friedrichs Männern anvertraut. Bei ihrer Auswahl hatte Friedrich Wilhelm auf
Erzieher. Tapferkeit, Frömmigkeit und Tüchtigkeit, nicht auf rauhe Strenge ge¬
sehen. Einer von ihnen, Dnhan, zeichnete sich durch seine Bildung.
Der Lehrplan, ans. Der Vater setzte die Tagesordnung und den Lehrplan fest, bei
dem das Latein ausgeschieden und der Nachdruck nächst der Religion
auf die Realien gelegt wurde. Friedrich sollte zu einem tüchtigen
Offizier, einem sorgsamen Wirt und einem guten evangelischen Christen
Gegensatz erzogen werden. Aber die ganze Erziehung hatte einen streng mili-
atount@D^ter tärifchen Zug, jede persönliche Eigenart sollte zu Gunsten dessen, was
der Staatszweck nach des Königs Ansicht erforderte, zurückgedrängt
werden. Dem fügte sich der hochbegabte Prinz mit den Jahren immer
widerwilliger, besonders seitdem ihn Dnhan in die französische Lek-