Full text: [Teil 3 = (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (4. Schuljahr), [Schülerband])

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Da gingen sie insgesamt aus den Drachen los. Der Herr Schulz 
segnete sich und ries Gott um Beistand an; wie aber das alles nicht 
helfen wollte und er dem Feind immer näher kam, schrie er in großer 
Ungst: „hau! hurlehau! hau! hauhau!" Davon erwachte der has, 
erschrak und sprang eilig davon. Uls ihn der Herr Schulz so seldflüchtig 
sah, da rief er voll Freude: 
„potz, Deitli, lueg, lueg, was isch das? 
Das Ungehüer ischt a has." 
Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer und kam an die 
Mosel, ein stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern 
man an mehreren Grten sich muß in Schiffen überfahren lassen, weil 
die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Manne, 
der jenseit des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hin¬ 
überkommen könnte? Der Mann verstand wegen der weite und wegen 
ihrer Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein Trierisch: „Wat? 
Wat?" Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als: „wate, 
wate durchs Wasser," und hub an, weil er der vorderste war, sich auf 
den weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so ver¬ 
sank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen; seinen Hut 
aber jagte der wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte 
sich dabei und quakte: „Wat, wat, wat." Die sechs andern härten das 
drüben und sprachen: „Unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns; kann 
er hinüber waten, warum wir nicht auch?" Sprangen darum eilig alle 
zusammen in das Wasser und ertranken, also daß ein Frosch ihrer sechse 
ums Leben brachte und niemand von dem Zchwabenbund wieder nach 
Haus kam. Brüder Grimm. 
146. Des Königs Münster. 
Ls war einmal ein König, der erbaute ein prachtvolles Münster zur 
Ehre und zum Lobe Gottes. Niemand durfte zu diesem Bau einen Heller 
beisteuern nach des Königs ausdrücklichem Gebot, sondern er wollte es 
ganz aus dem eigenen Schatze erbauen. 
Und so geschah es auch. Das Münster ward vollendet,- schon und 
würdig stand es da mit aller Pracht und Zier. 
Da ließ der König eine große marmorne Tafel zurichten. Sn diese 
ließ er mit goldenen Buchstaben eine Schrift graben, daß er, der König 
allein, den Dom erbaut und niemand dazu beigesteuert habe. Als aber 
die Tafel einen Tag und eine Nacht lang aufgerichtet gewesen, da war 
in der Nacht die Schrift verändert, und statt des Königs Namen stand
	        
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