Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Jahre 1648 (Teil 4)

120 Überblick über die anderen westeurop. Staaten bis zum Ausgang des Mittelalters. 
Gegensätze Capetinger bis 1328 in direktem Mannesstamm (und in der Seiten- 
staatlichen Urne der Valois das ganze Mittelalter hindurch) herrschten, daß vor- 
Frankreichs mimbsthaftliche Regierungen faft gar nicht nötig wurden, und daß die 
Deutschlands Könige durchschnittlich lange am Leben blieben. Die großen Va- 
s allen erlangten srüh Erblichkeit der Lehen und besaßen namentlich 
im Süden bis zum 12. Jahrhundert weit größere Macht als die 
Könige. Dann aber wußten diese, da sie weniger schwere Kämpfe mit 
dem Papsttum zu bestehen hatten, das Krongut zu mehren und 
sich allmählich zu wirklichen Herren des Landes zu machen. Dabei 
kam ihnen zu statten, daß der Klerus nur ausnahmsweise landes- 
sürstliche Gewalt erlangte. Ferner stützten sie sich auf die früh 
am Welthandel teilnehmenden und daher rasch aufblühenden 
Städte. Zuerst geschah dies durch Philipp II. August (s. § 30«). 
Unter ihm erwies sich der Bürgerstand als der sicherste Bundesgenosse 
des Königs gegen die weltlichen Großen. Das beständige Fehde- 
Unwesen, dem der Gottessriede nur teilweise zu steuern vermochte, 
Bedeutung verminderte sich, sobald Frankreich an den Kreuzzügen sich eifrig 
Kreuzige beteiligte. Sie belebten das französische Nationalgefühl fast in dem- 
selben Grade wie der Gegensatz zu England. 
Gegensatz Dieser ergab sich ans der Tatsache, daß Wilhelm der Er- 
zu England 0£erer^ Herzog der Normandie und Bretagne, 1066 durch den Sieg 
bei Hastings Herrfcher über England ward, zugleich aber fran- 
zösifcher Vasall blieb. Sein Urenkel Heinrich II. von Anjou, 
Maine und Touraiue (ort der unteren Loire) war vermählt mit der 
geschiedenen Gattin Ludwigs VII. (f. § 302), Eleonore von Poitou, 
Guienne und Gascogne. Als Heinrich 1154 König von England ge- 
worden war, besaß er säst ganz Frankreich südlich der Loire und 
westlich der Rhone, außer Toulouse. Sein zweiter Sohn, Johann 
ohne Land, ward der Ermordung feines Neffen Arthur von der 
Bretagne bezichtigt. Da berief Philipp II. August zunächst die 
Pairshos „pares Franciae" (6 weltliche und 6 geistliche Großwürdenträger, 
die sich oft am Hof versammelten) als Ger ich tshof, ließ durch ihn 
NKilivv ii Johann aller Lehen sür verlustig erklären und behauptete sie (1214) 
August für sich durch den Sieg bei Bonvines (f. § 272). Unter ihm 
begannen auch die Albigenf erkämpfe. Sie fanden ihr Ende unter 
Albiaenser Ludwig IX., dem Heiligen (f. § 306-7); durch Unterwerfung der füd- 
kriege ftanzösifchen Großen - unter ihnen ragte besonders Raimund von 
Toulouse hervor — kamen verschiedene Lehnssürstentümer unmittelbar
	        
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