Contents: Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt

XIV. §. 3. Griechenlands und Karthago's Untergang (146). 201 
bis auf's Mark verfaulten Bauln des macedonischen Königshauses 
mit der Wurzel aushob, um ihn in Rom's Kerker vollends ersterben 
zu lassen. Noch einmal trat ein Abenteurer unter Perseus' Namen 
zur Wiederherstellung der macedonischen Freiheit auf, aber er be¬ 
wirkte nur, daß das Land desto schneller zur römischen Provinz um¬ 
gewandelt wurde (148). Da hatte auch für das eigentliche Griechen¬ 
land die Sterbeglocke der Freiheit geschlagen. Zwar die Freiheit war 
ja schon längst dahin. Es war nur noch der äußere Schimmer, an 
welchem sich noch vereinzelte Griechenseelen erfreuen mochten. Die 
große Masse war längst aller Freiheit unfähig. Sklaven ihrer eignen 
Begierden, schwelgerischen Genüssen leidenschaftlich ergeben, mit den 
Träbern dieser Welt sich letzend oder in kleinlichem Hader sich selber 
zerfleischend, hatten sie lange genug als sogenannte freie Leute den 
Raub ihrer Schätze, die Wegsührung ihrer angesehensten Mitbürger von 
den Römern erdulden müssen, für sie war es eine Wohlthat zu nen-- 
nen, daß die jetzt eintretende feste und geordnete römische Verwal¬ 
tung sie wieder unter den Schutz römischer Gesetze und Beamten 
stellte. Für eine letzte Schilderhebung gegen die Römer im I. 146 
mußten sie büßen mit dem Untergang ihrer reichen Stadt Korinth, 
und darauf wurde „Achaja" zur römischen Provinz gemacht. Be¬ 
kanntlich war dies dasselbe Jahr, in welchem auch Karthago, dem un- 
bezwinglichen Groll der Römer erliegend, unter Flammen und Schwer¬ 
tern zu Grunde ging. 
Der sogenannte dritte punische Krieg, welcher die Zerstörung 
Karthago's erzielte, zeigt noch deutlicher als die vorhergegangenen 
Kämpfe in Griechenland und die orientalischen Wirren, wie tief Rom 
seit dem zweiten punischen Kriege in sittlicher Beziehung bereits ge¬ 
sunken sei. Warum sollte Karthago nicht in seinem bescheidenen Theil 
wieder etwas aufblühen, sich durch Handel und Schissfahrt wieder et¬ 
was bereichern, einige kleine Gebietserweiterungen zu gewinnen suchen, 
sich gegen die Plackereiendes numidischen Königs Masinissa wehren? 
Unmöglich konnte das weltgebietende Rom darüber in Furcht gerathen. 
Herrschte es doch mit der unbeschränktesten Machtvollkommenheit in 
den orientalischen Gebieten. In Aegypten setzte es die Ptolemäerkönige 
nach Gefallen ab und ein, theilte das Reich und vereinigte es wieder, 
sowie es eben der römische Staatsvortheil mit sich brachte. Der Kö¬ 
nig Antiochus Epiphanes in Syrien, dessen Regierung Dan. 11, 
21 ss. beschrieben wird, empfing von Popilius Lanas die gebiete¬ 
rische Weisung, Aegypten zu räumen und sich zu unterwerfen, ehe er 
aus dem um ihn gezogenen Kreise träte; und wenn auch knirschend, 
mußte er gehorsam sich dem Befehle fügen,, und ließ darnach seine 
Wuth an Jerusalem aus (Dan. 11, 30, wie S. 160 ff. ausführlich er¬ 
zählt ist). Die Könige der kleineren Reiche des vordern Klein-Asiens
	        
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