216
Aus der Geschichte der Neuzeit.
Kurfürsten bestanden aus der Ober- (westlich des Böhmerwaldes) und
der Unterpfalz (zu beiden Seiten des Rheins; Heidelberger Schloß).
Während Maximilian die Oberpfalz besetzte, drangen Tillys Truppen,
unterstützt von Spaniern, in der Unterpfalz vor.
Das protestantische Deutschland sah diesen Vorgängen untätig zu,
die Union löste sich auf, der Kurfürst von Sachsen stand auf seiten
des Kaisers, und nur die Niederlande, deren Krieg gegen Spanien von
neuem ausgebrochen war, gewährten dem Kurfürsten Asyl und Unterstützung.
Für seine Sache stellten der Graf Ernst von Mansfeld, der jugendliche
Christian von Braunschweig, Administrator des Bistums Halberstadt,
und der Markgraf Friedrich von Baden-Dnrlach Heere ins Feld, sie
wurden jedoch in mehreren Schlachten besiegt. Als Christian von Braun¬
schweig später vou den Niederlanden aus in Westfalen einfiel, wurde er
von Tilly bei Stadtlohn vollständig geschlagen (1623).
Die Kurwürde sowie einige Jahre später die Oberpfalz uud der rechts¬
rheinische Teil der Unterpfalz wurden Maximilian übertragen. Der Kur¬
fürst vou Sachsen blieb im Besitze der von ihm eroberten Lausitz.
§ 117. Der Niedersächsisch-dänische Krieg. Nun warben die Mit¬
glieder des niedersächsischen Kreises ein Heer zu ihrem Schutze.
Ihr Kreisoberst König Christian IV. von Dänemark schloß mit deu
Niederlanden und Jakob I. von England, der den vertriebenen Kurfürsten
oder wenigstens seine Kinder in die Pfalz zurückführen wollte, ein Bündnis,
und so brach der Krieg von neuem, uud zwar iu Niederdeutschland aus.
Die Größe der Gefahr sowie die Abhängigkeit von der Liga be¬
stimmten den Kaiser, diesmal ein eigenes Heer ins Feld zu stellen. Der
böhmische Edelmann Albrecht von Wallenstein erbot sich, ihm auf
eigene Kosten ein Heer von 40000 Mann aufzubringen, das er durch
planmäßig augeordnete Brandschatzungen zu unterhalten gedachte. Wallen¬
stein (oder Waldstein), der Sohn eines böhmischen utraquistischen Edel¬
manns, war, früh verwaist, in einem Jesuitenkonvikt erzogen worden und
daselbst zur katholischen Religion übergetreten. Während des böhmischen
Aufstandes hatte er Ferdinand wichtige Dienste geleistet und bei dem
Verkauf konfiszierter Güter einen großen Komplex von Besitzungen er¬
worben. Er war zum Herzog der Herrschaft Friedlaud (am Jsergebirge)
erhoben worden. Ferdinand ging auf Wallensteins Vorschlag ein und
ernannte ihn zum kaiserlichen General.
Im Feldzuge des Jahres 1626 schlug Wallenstein einen Angriff
Mansfelds auf seine Stellung an der Des sau er Brücke ab und ver¬
folgte den geschlagenen Gegner durch Schlesien nach Mähren und Ungarn,
wo dieser Hilfe von dem kalvinistischen Woywoden von Siebenbürgen,
Bethlen Gabor, erwartete. Diese blieb indes aus, und Mansfelds Heer
löste sich infolge einer Pest auf. Mansfeld selbst starb auf dem Wege
nach der adriatischen Küste. Tilly besiegte Christian IV. in demselben
Jahre bei Lutter am Barenberge.