Full text: Geschichte des teutschen Volkes

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Silberner Zeitraum. 
lichem Zündstoffe kein Mangel war. Nur die Grumbachifchen 
Streitigkeiten störten einigermaßen die Ruhe, reichten mit ihrer 
eigentlichen Bedeutung aber zu sehr in Maximilians 2. Regie¬ 
rung hinein, dass cs genügt, an diesenr Orte bloß daran zu 
erinnern. 
8. n. 
Maximilian 2. Grumbachische Handel. Lürkenkrieg. 
Maximilian 2., schon im gesetzten Alter,'hatte bereits das 
Vertrauen der Nation. Nach seinem Regierungsantritt recht¬ 
fertigte er daffelbe durch Mäßigung und weise Klugheit, wie 
kaum sonst einer vom östreichischen Hause; denn durch milde 
Schonung erwarb er sieh -die Achtung der Protestanten, während 
auch die eignen Glaubensgenossen wegen seiner rechtgläubi¬ 
gen Gesinnung keinen Verdacht aus ihn zu werfen Gelegenheit 
fanden. Oie Behauptung, daß er jenen seine eigentliche Hcr- 
zensmeinung bewiesen, diesen chauptsachlich nur durch den Ein¬ 
fluß der Geistlichkeit, insbesondere der Jesuiten, welche seit 
155k in Oestreich viel zu bedeuten hatten, wie endlich nicht 
ohne den Drang der Umstände, zu Gefallen gehandelt habe, 
möchte von Maximilians Eharaktergröße ohne Zweifel den edel¬ 
sten Zug rauben; denn über die Partheien sich stellend und bloß 
als politisches Haupt Aller erscheinend, wollte er auch seine 
Thätigkeit nur aus einer Alle umfassenden Negierungsweisheit 
entwickeln, ohne zu verletzen, was der Einzelnen Recht und 
Pflicht, was auch persönliche, namentlich religiöse Ueberzcugun- 
gen, seine eigne nicht ausgenommen, gleichsam nebenher gebo¬ 
ten. Wie möchte es geworden seyn, wenn Maximilian unduld¬ 
sam vorgegrissen und dadurch den stillen Ingrimm der Einen, 
wie den Haß und die Erbitterung der Andern zum Uebermaße 
fortgetrieben hätte? So aber zweifelten und hofften beide, was 
der Kaiser im Sinne führe, jene ob er die ketzerische Saat nicht 
vollends erdrücken, diese ob er nicht endlich den alten Aberglau- 
ben entschieden von sich werfen würde. 
Ein eigenthümliches Gewicht gaben diesem Benehmen jene 
Vorzüge, welche er sonst noch in seiner Persönlichkeit vereinigte. 
Aeußere Annehmlichkeit bis zur gezierten Höflichkeit zeichnete 
ihn aus und war, statt wie gewöhnlich innere Leerheit zu ver¬ 
decken, in ihm vielmehr die milde Form kräftiger Gedanken und 
Berechnungen. Gerechtigkeit und Großmuth vereinigten sich in 
seiner Seele zu geregelten Grundsätzen, ein leutseliges Beneh¬ 
men erhöheten den Werth derselben. Dabei war er lebensfroh 
und heiter; aber niemals störte das den Ernst des Gcmüthes
	        
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