13. Die Kriege mit den Ditmarsen.
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jagten sie dieselben aus dem Lande oder schlugen ihnen die Köpfe entzwei.
Erst nach langen Kämpfen kurz vor dem Untergange des Freistaats gelang es,
die Geschlechtsverbindungen und die Blutrache durch Beschluß der Landes¬
versammlung zu beseitigen.
Die Holsten waren den Ditmarsen noch immer feindlich gesinnt und ver¬
folgten sie mit Mord, Raub und Brand. Wer einem Ditmarsen Böses
zufügte, glaubte Gott einen großen Dienst zu erweisen. Der Herzog Adolf
von Gottorp, ein kriegerischer Mann, erklärte laut, er könne ihre bösen Thaten
nicht vergessen und sei nach göttlichen Rechten befugt, sie dafür zu strafen.
Mur mit Mühe ward er abgehalten, den Zug allein zu unternehmen. Der alte
siegberühmte Johann Rantzau, der schon als neunjähriger Knabe den Tod seiner
bei Hemmingsted gefallenen Verwandten zu rächen gelobt hatte, sollte sein Feld¬
hauptmann sein; der wollte aber nur dann das Heer führen, wenn die anderen
Landesfürsten, der König Friedrich II. und Adolfs Bruder Johann, sich an der
Eroberung beteiligten. Bei der Landesteilung vom Jahre 1544 zwischen
Ehristian III. und seinen beiden Brüdern hatte nämlich der König den sonder¬
burgischen, Herzog Adolf den gottorpischen und Herzog Johann der Ältere den
haderslebenschen Anteil erhalten. Die Rüstungen der drei Fürsten kamen rasch
zu stände, und ein aus dem Gefängnis entlassener Verbrecher kündigte, weil
sonst niemand die Botschaft übernehmen wollte, in ihrem Namen den Ditmarsen
die letzte Fehde an. Diese aber dachten nicht daran, sich zu unterwerfen und
wollten ihre Sache dem allmächtigen Gott, ihrem Streitesfürsten, anheimstellen.
Mit großer Vorsicht begannen die Fürsten den Krieg, und Landesfeinde dienten
Ihnen als Wegweiser; denn die Vornehmen der Ditmarsen waren mit den
Fürsten einverstanden, daß der Mutwille des gemeinen Mannes gezüchtigt
werden möge. Johann Rantzau marschierte zuerst wider Erwarten der Ditmarsen
uuf Meldors und nahm es mit stürmender Hand. Diese standen in großer
Zahl bei Hemmingsted und erwarteten, durch eine Scheinbewegung der Feinde
getäuscht, hier, wie im Jahre 1500, die entscheidende Schlacht. Unterdessen
zog Johann Rantzau mit dem Heere über die Tilenbrügge, fand die festen
Plätze unbesetzt und drang in raschem Marsch unaufhaltsam gegen Heide
vor. Nur die Reiterei, mit äußerster Anstrengung von Roß und Mann, hatte
Ihm sogleich folgen können. Allmählich langte das Fußvolk an, unlustig zum
Kampfe und zum Teil in offener Empörung gegen ihre Führer. Überrascht
eilten jetzt die Ditmarsen herbei und warfen einen ihrer Haufen nach dem
cndern dem Feinde entgegen. Es entspann sich ein blutiger Kampf: der König
Friedrich geriet in Lebensgefahr und wollte verzagen: Herzog Adolf wurde
schwer verwundet aus der Schlacht getragen; aber Johann Rantzau behauptete
das Feld: 3000 Ditmarsen waren erschlagen, Heide ward angezündet und bis
auf die Kirche niedergebrannt. Noch standen in der Norvermarsch 4000
Männer kampfbereit; aber sie verzweifelten an weiterer Gegenwehr und boten
Ihre Unterwerfung an. Am folgenden Tage schickten die 48 Landesverweser
zwei Priester mit einem Schreiben ins feindliche Lager „an die Herzöge
von Ditmarsen". Unterdessen lag in der Nordermarsch alt und jung auf den
Knieen, Gott anflehend, daß er ihnen den rechten Sinn zu friedlicher Unter¬
werfung oder Mut und Kraft zu fernerem Widerstände verleihen möge.
„Gottes Düsend! de Buur will stk gewen", riefen die herzoglichen Soldaten,